"Swimmingpool"-Remake als Beziehungskiste
Eine sommerliche Idylle auf einer Mittelmeer-Insel, eine romantische Lovestory, die durch die unerwartete Ankunft eines Paares kippt: Das ist der Stoff, aus dem der Film "A Bigger Splash" - mit Tilda Swinton und Ralph Fiennes - gemacht ist.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 3.5.2016
"Eine nett anzusehende Beziehungskomödie"
Nach der Stimmbandoperation
Alles ist schön in diesem Streifen von Luca Guadagnino: eine diskrete Luxusvilla mit Pool auf der Insel Pantelleria, die Möbel und Accessoires, die Design-Kleider der Protagonisten und die Protagonisten selbst. Es ist diese Form von Luxus und gutem Geschmack, der sich nicht aufdrängt, der wie selbstverständlich wirkt. Auf diesen Flecken Paradies haben sich der weibliche Rockstar Marianne Lane alias Tilda Swinton und ihr 20 Jahre jüngerer Liebhaber Paul, gespielt von Matthias Schoenaerts, zurückgezogen.
Marianne darf nach einer Stimmbandoperation nicht sprechen, wer weiß, ob sie je wieder singen wird. Die Idylle wird durch die jähe Ankunft von Harry Hawkes (Ralph Fiennes) und dessen Tochter Penelope gestört: Harry ist ein erfolgreicher Musikproduzent, laut, schrill und zynisch - vor Jahren war er ein Liebhaber von Marianne. Und er provoziert gern.
Dolce Vita wird zu Drama
Er ist immer noch von Marianne angezogen. Und auch die junge Penelope - gespielt von Dakota Johnson, bekannt aus "50 Shades of Gray" - interessiert sich für den feschen Paul. Und so schlittert das Ganze von der Dolce Vita schließlich in ein Drama.
"A Bigger Splash" ist eine Art Remake des Kultfilms "La Piscine" ("Der Swimmingpool") von Jacques Deray mit Alain Delon und Romy Schneider aus dem Jahr 1969. Der Filmtitel ist von einem berühmten Bild von David Hockney inspiriert.
"Einfachheit birgt Tiefen"
Regisseur Luca Guadagnino: "Mir gefiel die Idee der Insel als Ort, dem man nicht entfliehen kann. Der Titel kommt von einem großartigen Bild, bei dem ich gelernt habe, wie man Kunst interpretiert, und wie Kunst, in ihrer scheinbaren Einfachheit große Tiefen verbergen kann, und so habe ich gelernt, mit den verschiedenen Bedeutungsebenen von Bildern zu spielen."
Diese "ménage à quatre" lebt vor allem von seinen Protagonisten. Wobei es für Tilda Swinton eine besondere Herausforderung war, nur im Flüsterton sprechen zu können. Aber das war ihre Idee: "Wenn man es mit den Augen von jemandem betrachtet, der nicht sprechen kann, einer Frau, deren Stimme ihre ganze Karriere und Identität bestimmt hat, besonders für Harry Hawkes, dieser Person ihre Stimme wegzunehmen, war für mich besonders verlockend", so die Schauspielerin.
Mischung nicht ganz stimmig
Ralph Fiennes sieht man ungewohnt komödiantisch, er wurde für seine Rolle der Nervensäge Harry für einen Oscar nominiert. Doch die Mischung, trotz hochkarätiger Ingredienzien, stimmt dann doch nicht ganz: Die alternde Rockdiva wirkt eher wie eine reiche Industriellengattung, was Penelope auch ausspricht.
Und dann müssen da auch noch einige Flüchtlinge hinhalten, die auf dieser Mittelmeerinsel gestrandet sind, und als potentielle Gefahr karikiert werden. Eine klischeebehaftete Karikatur auch der Polizeichef, vor allem in der letzten Szene, die dem Remake dann letztlich völlig die Dramatik nimmt, und daraus eine nett anzusehende Beziehungskomödie macht.