eSeLs Sammlung in der Sammlung Essl

Die letzte Ausstellung im Essl-Museum in Klosterneuburg ist ein buntes, leicht chaotisches Sammelsurium an Bildgeschichten rund um den Wiener Kunstbetrieb: Der Wiener Kurator, Netzwerker und Kunstforscher Lorenz Seidler alias eSeL hat für die Ausstellung sein Archiv an Fotos, Flyern und Einladungskarten durchforstet.

Ausstellungsansicht

LORENZ SEIDLER

Kulturjournal, 3.5.2016

Groß war die Überraschung, als der Unternehmer und Kunstsammler Karlheinz Essl Anfang April bekannt gab, dass sein Museum in Klosterneuburg bei Wien geschlossen wird. Mit Kulturminister Ostermayer konnte keine Einigung über eine Finanzierung der laufenden Kosten durch den Bund getroffen werden. Die rund 6.000 Werke umfassende Sammlung mit Schwerpunkt auf österreichischer Kunst nach 1945 wurde in eine GmbH eingebracht, die zu 60 Prozent dem Industriellen Hans Peter Haselsteiner gehört - während die Familie Essl weiterhin die verbleibenden 40 Prozent besitzt. Nach der Renovierung des Wiener Künstlerhauses, das Haselsteiner ebenfalls übernommen hat, könnten Teile der Sammlung Essl ab 2018 dort ausgestellt werden - noch ist aber nichts fix.

"Kunst kommt von Kommunizieren"

Die letzte Ausstellung im Essl Museum heißt "Sammlung eSeL" - ein Wortspiel: eSeL ist das Pseudonym des jungen Wiener Kurators, Fotografen und Kunstforschers Lorenz Seidler, der für diese Ausstellung sein Archiv an Einladungskarten, Flyern und sonstigem Material aus dem Kunstbetrieb öffnet.

Lorenz Seidler begann 1999 mit seinen Aktivitäten als eSeL - zufällig im gleichen Jahr, in dem das Ehepaar Essl sein Museum in Klosterneuburg an der Wiener Stadtgrenze öffnete. "Kunst kommt von Kommunizieren" ist das Motto von eSeL für alle seine Tätigkeiten.

"Er ist auch ein begnadeter Fotograf - hat auch alles, was in den letzten 17 Jahren in Wien und Österreich in der Kultur passiert ist, dokumentiert. Man sieht, wie vital Österreichs Kunst ist. Wir spielen hier, glaub ich, doch in der oberen Liga mit", sagt Karlheinz Essl über den Kunst-Dokumentaristen Lorenz Seidler.

Eine verspielte Collage-Ausstellung

Die "Sammlung eSeL" in der Sammlung Essl ist eine verspielte Collage-Ausstellung, in der viel Leidenschaft für den Kunstbetrieb, seine Mechanismen und Widersprüche steckt - auf jeden Fall eine überraschende Abschlussausstellung für ein solches Haus, obwohl sie schon lange vor der Entscheidung zur Schließung programmiert war.

Das Gebäude, 1999 vom Architekten Heinz Tesar entworfen, wird weiterhin als Depot genützt, auch die Restaurierwerkstätten bleiben in Betrieb, und der Leihverkehr wird hier abgewickelt. Karlheinz Essl: "Meine Frau und ich werden uns nicht von der Kunst verabschieden. Ich werde mich weiterhin um die Sammlung kümmern, auch um internationale Ausstellungen und Projekte, die wir rund um die Welt machen. Was mit dem Haus passieren wird, das werden wir sehen. Was die Zukunft bringt, da bin ich offen."

Service

Die letzten Juni-Tage wird das Haus im Rahmen von "Open Days" für alle kostenfrei zugänglich sein, bevor der Ausstellungsbetrieb mit 1. Juli eingestellt wird.

Essl Museum – Die Sammlung eSeL

Übersicht