"Der junge Messias": Missionarische Seifenoper
Mit "Der junge Messias" kommt diese Woche ein Film in die heimischen Kinos, der die mögliche Geschichte des jungen Jesus erzählt. Eine Geschichte, die auf einem Roman von Fantasy-Autorin Anne Rice beruht, und die Regisseur Cyrus Nowrasteh mit einer nur schwer verdaulichen, missionarischen Geste erzählt.
8. April 2017, 21:58

CONCORDE FILMVERLEIH
Bibelfilme haben seit einigen Jahren wieder Konjunktur. Darren Aronofsky erzählte 2014 mit Russel Crowe in der Hauptrolle die Geschichte Noahs, Ridley Scott in "Exodus: Götter und Könige" jene von Moses.
Mittagsjournal, 9.5.2016
Nein, was hier erzählt wird, basiert nicht auf wahren Begebenheiten und auch nicht auf Bibelstellen, sondern auf einem Roman der US-amerikanischen Fantasy Autorin Anne Rice, die sich in ihrem Bestseller "Christ the Lord" ausgemalt hat, wie die Geschichte des jungen Jesus ausgesehen haben könnte. Lockiges braunes Haar, ein ausgefranstes Leinenkleid, der junge Jesus als Bilderbuchbub.
Markttaugliche Lücke geschlossen
Die Geschichte Jesu ist im Neuen Testament dokumentiert, von der Taufe im Erwachsenenalter bis hin zur Kreuzigung. Alles was davor passiert ist, liegt - bis auf die Geburt im Stall bei Betlehem - aber weitgehend im Dunkeln. Anne Rice hat mit ihrem Roman 2005 gewissermaßen eine religionsgeschichtliche wie markttaugliche Lücke geschlossen. Es sei eine Geschichte, so Filmregisseur Cyrus Nowrasteh, die einen frischen Zugang zur Figur geboten, und ihn von Anfang an begeistert habe.
"Der junge Messias" ist Bibel-Fantasy: die Coming-of-Age-Geschichte vom Sohn Gottes, der so wie seine Eltern mit etwas anderen Fragen konfrontiert ist, als der durchschnittliche Teenager. Jesus vollbringt hier schon mit sieben seine ersten Wunder, lässt es regnen, oder erweckt tote Vögel und Spielkameraden wieder zum Leben. Ein karikaturenhaft gezeichneter Dämon verfolgt ihn, und in weichgezeichneten Rückblenden wird von seiner Geburt und den heiligen drei Königen erzählt.
Viel Leinwandschmalz
Cyrus Nowrasteh erzählt dabei mit viel Leinwandschmalz und einer nur schwer verdaulichen, missionarischen Geste. Er habe einen Film machen wollen, so der Regisseur, der Menschen in ihrem Glauben bestärke: "Mir haben viele Pastoren erzählt, dass sie Schwierigkeiten haben, jungen Menschen den Glauben zu vermitteln. Ich habe diesen Film als perfektes Werkzeug dafür gesehen, weil man Jesus hier als Kind sieht. Und Eltern können ihre Kinder mit in diesen Film nehmen."
Dass Nowrasteh seinen jungen Messias als Kinder- und Familienfilm anbietet, ist ein Angebot, das mit Vorsicht genossen werden sollte. Denn Realitätsnähe bietet "Der junge Messias" einzig in der Darstellung der Brutalität, mit der die römische Besatzungsmacht vorgegangen ist. Kindertauglich ist anders.