Roman von Ernst Augustin
Der Kopf
Der 1962 erschienene Romanerstling von Ernst Augustin, "Der Kopf", zählt zu den großen existenzialistischen Romanen der Nachkriegszeit. Der Psychiater und Autor erhielt dafür den Hermann-Hesse-Preis.
8. April 2017, 21:58
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Ernst Augustin, "Der Kopf", Roman, C. H. Beck Verlag
SZ-Magazin - "Ich schreibe mit der Hand, ohne zu sehen, was ich schreibe", Gespräch mit Ernst Augustin
Peter Handke hat, ohne es zu wollen, die Karriere des Schriftsteller Ernst Augustin - verhindert wäre zu viel gesagt, aber doch enorm behindert. 1966, bei der Tagung der Gruppe 47 in Princeton, sollte der damals 40-jährige Augustin aus neuen Texten vorlesen. Er, der nicht mehr junge Nachwuchsautor, versprach sich dadurch einen Aufmerksamkeitsschub. Doch der 24-jährige Peter Handke stahl ihm mit seiner Kritik an dem von der Gruppe 47 repräsentierten Literaturbegriff die Show.
Alle sprachen von Handke, niemand von Augustin. Da begriff er, sagte er einmal in einem Interview, dass das nichts mehr werden würde mit der Karriere. Damit sollte er Recht behalten, und dennoch hat Ernst Augustin über mehr als ein halbes Jahrhundert hinweg weitergeschrieben und eine Vielzahl von Romanen publiziert. Dass ihm allerdings die große Aufmerksamkeit nie zuteilwurde, liegt einerseits an seinem Festhalten an einem Ironiebegriff, der von Jean Paul und Thomas Mann herkommt, andererseits an den surrealen Elementen, die etwas von Alfred Kubin und Hans Erich Nossack haben. Das alles ist für gegenwärtige Leser nicht leicht zu entschlüsseln. Die Wiederauflage seines Romandebüts "Der Kopf" aus dem Jahr 1962 beweist das.
Das Werk ist ein Lesevergnügen von wechselhaftem, um nicht zu sagen, zweifelhaftem Charakter. Auch wenn man sich nie wirklich auskennt, liest sich der Roman erstaunlich leicht und besticht ob seiner klaren Sprache. Was den Versuch einer Metareflexion des Erzählens durch Erzählen betrifft, so mochte der in der Nachkriegszeit durchaus angebracht sein - zu verdauen ist der mythologische Brocken nicht ganz einfach.