Burgtheater-Saison 2016/17

Nach dem Volkstheater und dem Theater in der Josefstadt hat das Wiener Burgtheater heute Vormittag zur Pressekonferenz geladen. Direktorin Karin Bergmann hat ihren Spielplan für die kommende Saison vorgestellt und Bilanz gezogen über ihr zweites Jahr - immer noch kein leichter Job.

Mittagsjournal, 13.5.2016

Bergmann schleppt nach wie vor Altlasten aus dem Finanzskandal mit sich, hat einen 100 Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog in Rekordzeit umsetzen müssen und das angeschlagene Burgtheater weitgehend saniert. Der 19 Millionen schwere Bilanzverlust konnte mittlerweile auf 12 Millionen gesenkt werden, trotzdem ist Sparen angesagt.

Antike Stoffe und junge Regisseure

Direktorin Karin Bergmann hat ihren Spielplan vorgestellt, dem sie Goethes "Torquato Tasso"-Zitat "Ja, es umgibt uns eine neue Welt" als Motto voranstellt. Darin wird es unter anderem einen Shakespeare und Antikenschwerpunkt geben, Martin Kusej kehrt als Regisseur an die Burg zurück, es gibt zwei Produktionen mehr als im Vorjahr, dafür ist die Auslastung auf rund 77 Prozent gesunken.

"Ja es umgibt uns eine neue Welt" - dieses Zitat aus "Torquato Tasso" stellt Karin Bergmann über ihren neuen Spielplan. "Das ist so, aber ich denke, wir haben es in der Hand, sie so zu gestalten, dass es für alle Menschen eine bessere Welt geben könnte."

Mit einer Zusammenfassung der aktuellen politischen Entwicklungen beginnt die Direktorin ihre Pressekonferenz: spricht von der Euphorie im Herbst, als man die Flüchtlinge willkommen geheißen hat, und das Burgtheater zum Theater des Jahres gewählt wurde. Mittlerweile sei Ernüchterung eingekehrt, aber sie bleibe zuversichtlich. An die Regierung gerichtet ist ihr Apell, Josef Ostermayer als Kulturminister zu behalten.

So politisch ihr Anfangsstatement, so wenig mutig erscheint dann der Spielplan, den man auch als ausgewogen bezeichnen kann. Es gibt einen Antiken- und Shakespeare-Schwerpunkt, bei dem unter anderem die "Orestie" von Aischylos, inszeniert von Antu Romero Nunes gezeigt wird. Antike Stoffe würden alles beinhalten, was uns derzeit umgebe, so Bergmann.

Es gibt Klassiker der Moderne, wie Millers "Hexenjagd" in der Inszenierung von Martin Kusej, der seit 2008 nicht mehr an der Burg inszeniert hat oder Becketts "Endspiel" sowie eine Filmadaption von Viscontis "Ludwig II". Mit Komödien wie Nestroys "Liebesgeschichten und Heiratssachen" und "Pension Schöller" will man Publikum ködern.

Die Auslastung ist weiter gesunken und liegt nur noch bei 77 Prozent. Dementsprechend wenige Uraufführungen beinhaltet der Spielplan: eine bestreitet Renee Pollesch, die zweite ist eine politische Collage zum Thema Europa aus weiblicher Sicht. Die "Junge Burg" wird in Zukunft "Offene Burg" heißen und unter der Leitung von Renate Aichinger stehen. Sie soll Stadtrechercheprojekte auch jenseits der Donau beinhalten.

Fazit: Bekannte Regisseurinnen und Regisseure, großes Literaturtheater und wenig explizit Politisches oder Risikoreiches beinhaltet Bergmanns Spielplan. Ob man mit diesem Sicherheitsdenken das Haus füllen kann, wird sich zeigen.

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