Kulturminister Ostermayer wird abgelöst

Für Josef Ostermayer wird es keinen Platz im Regierungsteam des designierten Bundeskanzlers Christian Kern geben. Diese Entscheidung steht seit heute Mittag fest. Sie ist von vielen bereits erwartet worden - war Ostermayer doch der engste Vertraute Werner Faymanns und Teil seines mittlerweile berüchtigten, gut abgeschirmten Machtzirkels.

Zahlreiche Kulturschaffende hatten sich jedoch bis zuletzt für einen Verbleib Ostermayers eingesetzt, der seit 2013 als Kanzleramtsminister auch für die Kulturagenden verantwortlich war. Ostermayer habe für "stabile Verhältnisse im Kunst- und Kulturbetrieb" gesorgt, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Was hat der Kulturminister alles geschafft, wo lässt er Baustellen zurück?

Josef Ostermaier

Josef Ostermaier

APA/ROLAND SCHLAGER

Kulturjournal, 17.5.2016

Ein schwieriger Start

Der Start hätte kaum schwieriger sein können: Wenige Wochen bevor Minister Josef Ostermayer im März 2014 formell die Kulturagenden übernahm, brach am Wiener Burgtheater die Finanzaffäre los. Ostermayer plädierte zunächst dafür, einen "kühlen Kopf zu bewahren" und kündigte die Einschaltung des Rechnungshofs an. Kurze Zeit später griff er aber durch: Es folgte die fristlose Entlassung von Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann.

Matthias Hartmann strengte gegen die Entscheidung einen Prozess an, der bis heute auf Eis liegt. Doch Josef Ostermayer bestand die Feuerprobe und setzte mit Karin Bergmann eine Burgtheater-Chefin, die bisher künstlerisch eine positive Bilanz vorzuweisen hat. Auch sonst kann der Kulturminister durchaus mit Ergebnissen aufwarten: Die von ihm angekündigte Novelle des Urheberrechts mündete in die Festplattenabgabe - die allerdings freilich schon jetzt dem wahren Konsumverhalten der Internet-Generation hinterherhinkt.

Schwere Brocken und reife Früchte

Ebenso schaffte es Ostermayer, die Künstlersozialversicherung auszuweiten. Auf den Weg brachte der Minister schließlich auch den Bau des "Hauses der Geschichte" - die Kontroversen um diese seit Jahrzehnten offene Baustelle bleiben jedoch. Umstritten ist die Hofburg als Standort wie auch die Verkleinerung des neuen Weltmuseums, die mit dieser Entscheidung einhergeht. Im Herbst 2018, zum 100-jährigen Republiksjubiläum, soll das Haus der Geschichte stehen.

Ostermayers Nachfolger, Thomas Drozda, erbt also schwere Brocken, kann aber auch manche Früchte ernten: Im November wird erstmals ein Österreichischer Buchpreis vergeben. Dass Ostermayer ihn nicht mehr selbst verleihen kann, wird den kulturaffinen und gut vernetzten Politiker traurig stimmen - auch wenn er als erfahrener Taktiker wohl schon länger mit seiner Ablöse gerechnet hat.