Integration und Lehre: Hohe Hürden

Bei der Integration von jenen Flüchtlingen, die schon da sind, müsse die Regierung besser werden, das hat der neue Kanzler Christian Kern in seiner ersten Rede angekündigt. Derzeit bleibt in der Praxis allerdings viel von der Integrationsarbeit an engagierten Freiwilligen hängen, etwa bei der Lehrstellensuche. In Eggenburg im Weinviertel (Niederösterreich) gibt es viele, die sich darum bemühen - gelungen ist es dennoch nicht, die Hürden sind gewaltig.

Mittagsjournal, 21.5.2016

Ohne Bescheid keine Lehrstelle

Sherkhan und Asadullah möchten gerne als KFZ-Mechaniker arbeiten. Christine Schneider-Heinz erklärt ihnen, dass das derzeit nicht geht. "Es ist jetzt noch nicht möglich, dass ihr dort arbeitet, weil das Gesetz, der Staat erlaubt das noch nicht", sagt sie ihnen. Die 18-jährigen Brüder sind Asylwerber aus Afghanistan. Unternehmer Richard Küttner würde die beiden sofort ausbilden. Erstes Problem: sie müssten besser Deutsch können. "Ohne deutsche Sprache, kann er keinen Beruf lernen so ehrlich müssen wir sein", betont Küttner. Er müsse zumindest 40 bis 60 Prozent der Sprache können, damit ihm auch etwas vermittelt werden könne.

Weil die beiden aber noch keinen Asylbescheid haben, haben sie auch keinen Anspruch auf einen Deutschkurs. Für Unterricht sorgen engagierte Freiwillige wie Alois Gruber. "Es natürlich für schwierig für die Jugendlichen, Deutsch zu lernen, weil sie erst die Schrift lernen müssen", sagt Gruber. Aber sie lernten jeden Tag dazu, das amche auch Freude.

Projekt in Berufsschule

Dennoch wäre mehr dringend nötig, so Christine Schneider-Heinz, Gründerin der Initiative "Willkommen Mensch". "Ich war auch beim Landesschulrat in St. Pölten und habe vorgesprochen, dass man hier in Eggenburg eine Übergangsklasse macht, in der Deutsch, Rechnen und Werte vermittelt werden", erklärt Schneider-Heinz.

Bisher gibt es das allerdings nicht - es geht ums Geld. Mühsam ist es auch in der Landesberufsschule. Ein Projekt mit fünf Burschen habe es schon gegeben, auch Sherkhan und Asadullah seien dabei gewesen, so Direktor Christian Bauer. "Für uns hat es kaum bürokratische Hürden gegeben, die meisten Schwierigkeiten waren eigentlich in der Sprache", resümiert er. Die hätten den Fachunterricht nicht ganz folgen können, deswegen seien sie verstärkt in der praktischen Arbeit eingesetzt worden.

"Lehrlingswesen neu strukturieren"

Zweites, banal scheinendes Problem sei die Unfallversicherung, so Christine Schneider-Heinz. "Wenn einer in einem Tischlereibetrieb schnuppern geht und er verletzt sich - das ist einfach für die Arbeitgeber unter diesen Voraussetzungen nicht möglich", betont Schneider-Heinz.

Diese Bürokratie sei furchtbar, die Politik müsse endlich aufwachen, kritisiert Unternehmer Küttner. "Man hat da lang vor der sogenannten Flüchtlingskrise zu stark reguliert", so Küttner. Das Lehrlingswesen in sich selbst müsse neu strukturiert werden. "Es ist in einer Zeit entstanden, wo man mit solchen Herausforderungen wie heute einfach nicht konfrontiert war - da ist niemand schuld daran", sagt Küttner.

Kein Sprachkurs - keine Lehrstelle, keine Lehrstelle - keine Berufsschule. In Eggenburg wird auf eine Reform des Systems gehofft - und zwar bald.