"Alice im Wunderland 2" im Kino

1865 hat der britische Schriftsteller Lewis Carroll seinen Kinderbuchklassiker "Alice im Wunderland" veröffentlicht - ein großer Erfolg, dem er sechs Jahre später eine Fortsetzung nachschickte: "Alice hinter den Spiegeln". An diese Reihenfolge hält sich auch der US-amerikanische Regisseur und Produzent Tim Burton.

Nach seinem Kassenerfolg "Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln" aus dem Jahr 2010 folgt nun Teil zwei. Mit dabei sind wieder Mia Wasikowska als Alice, Johnny Depp als Hutmacher und Helena Bonham Carter als Rote Königin. Ab heute läuft "Alice im Wunderland 2: Hinter den Spiegeln" in den österreichischen Kinos.

Mittagsjournal, 27.5.2016

Der Hutmacher ist verrückt geworden. Eigentlich nichts neues, denkt sich Alice, doch die Freunde des Hutmachers meinen es ernst. Kaninchen, Haselmaus und Grinsekatze sind sich einig, sehen Handlungsbedarf für Alice, den Hutmacher aus seiner Trübsal zu befreien.

Mehr vom gleichen?

Knapp mehr als eine Milliarde Dollar hat "Alice Im Wunderland", Teil 1, unter der Regie von Tim Burton 2010 weltweit an den Kinokassen eingespielt, für Hollywood ein klarer Auftrag, allerdings einer, der Fingerspitzengefühl verlangt, also mehr vom gleichen zu bieten und dennoch das Gefühl zu vermitteln, es handle sich um einen anderen, um einen neuen Film. Eine ziemliche Gratwanderung, findet Tim Burton, der diesmal als Produzent nur hinter den Kulissen tätig war.

Die Zeit als Figur

Regisseur James Bobin vereint eine schon bisher recht freihändige Motiv- und Figurenansammlung aus Lewis Carrolls literarischem Universum mit einer zentralen, neuen Figur: Die Zeit, gespielt von Sacha Baron Cohen, ist halb Mensch, halb Uhr - und Hüter von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Zeit will man nicht zum Feind haben. Doch das gilt nicht für die resolute Alice, die als eine Art Indiana Jones (oder besser Lara Croft) des Wunderlandes in geheimer Mission waghalsige Manöver absolviert, der Zeit ihre Maschine stiehlt und den Hutmacher in der Vergangenheit besucht.

Effektorientierter Märchenblockbuster

Kann und soll man Vergangenes ändern? Allzu philosophisch wird es freilich nicht, die Zeitreise ermöglicht aber jede Menge Spielraum, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht zuletzt für die obligatorisch verquere Logik in diversen Worteskapaden. Bunt, laut und schrill, eine Familientragödie als Projektionsfläche für einen effektorientierten und detailverliebten Märchenblockbuster. Das Unmögliche erreicht man nur, wenn man fest daran glaubt, predigt Alice zu Beginn des Films; diesen Glauben wird auch der Kinozuseher brauchen, um daran Gefallen zu finden. Aber wo sollen sie denn sonst passieren, die Wunder, wenn nicht im Wunderland.