Cameron stellt sich dem TV-Publikum
Der erbittert geführte Wahlkampf vor dem EU-Referendum der Briten in drei Wochen geht mit zahlreichen Fernsehdebatten in die Endphase. Den Anfang machte am Abend Premierminister David Cameron, er hatte es abgelehnt mit den Brexit Befürwortern in seiner eigenen Partei zu debattieren und beantwortete stattdessen Publikumsfragen im Live Fernsehen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 3.6.2016
Aus London,
Cameron warnte die Wähler erneut eindringlich vor einem Austritt aus der Europäischen Union. Ein Brexit würde die britische Wirtschaft zerstören, die Bevölkerung ärmer machen und könnte die Sicherheit in Europa gefährden. Großbritannien könne nur als Mitglied der EU erfolgreich sein. Cameron wies Vorwürfe zurück, er würde versuchen mit pessimistischen Prognosen und verzerrten Fakten austrittswillige Briten einzuschüchtern.
David Cameron war gut auf die Publikumsfragen vorbereitet, natürlich war das Hauptthema gleich zu Beginn die ständig steigende Zuwanderung, 1.2 Millionen EU-Bürger haben sich in Großbritannien seit Camerons Amtsantritt vor 6 Jahren niedergelassen. Nur halb so viele Briten zogen in andere EU-Staaten. Die Zuwanderung sei eine Herausforderung sagte der Premierminister, Großbritannien wegen seiner starken Wirtschaft attraktiver als andere EU-Staaten, daher dieses Ungleichgewicht bei der Zu- und Abwanderung, aber den EU-Binnenmarkt wegen der Personenfreizügigkeit zu verlassen sei der falsche Weg dieses Problem zu lösen.
Cameron gab zu bedenken, dass die EU nach einem Brexit nicht aufhöre zu existieren. Alle wichtigen Entscheidungen würden weiterhin von den Mitgliedern in einem Raum getroffen, während die Briten sich die Nase an der Glasscheibe plattdrückten. Cameron erklärte ganz offen, manchmal mache ihn diese Organisation rasend, aber Großbritannien sei nicht besser dran, wenn es die EU verlasse.
Der Premierminister bekräftigt, er würde auch heute noch der EU beitreten, allerdings nur zu den britischen Sonderbedingungen, die er in Brüssel ausverhandelt habe und er würde niemals das Pfund für den Euro aufgeben. Camerons unterschwellige Andeutung im Wahlkampf, ein Brexit könnten den Frieden gefährden, sorgte auch im Publikum für Lacher. Was kommt zuerst der 3 Weltkrieg oder die globale Brexit Rezession, wollte ein Zuschauer wissen. Cameron gab zu, dass vor allem die NATO den Frieden in Europa erhalte, die EU habe aber verfeindete Länder dazu gebracht miteinander zu sprechen.
Viel Neues haben die Fernsehzuschauer heute nicht vom Premierminister erfahren. Für ihn ist der Zugang zum größten Binnenmarkt der Welt das Hauptargument in der EU zu bleiben. Nicht nur die wirtschaftliche Ungewissheit sondern auch der Schockeffekt eines Brexit würden die Briten teuer zu stehen kommen. Das sei keine Angstmache sondern nur eine Warnung, so Cameron. Es sei ja sein Job als Premierminister die Bürger auf Gefahren aufmerksam zu machen.