Von Victor Chu
Vaterliebe
Der vierfache Vater, Arzt und Psychologe aus Heidelberg stärkt mit seinem Buch "Vaterliebe" vor allem nachdenklichen Männern den Rücken. Er wertet den Vater auf, ermuntert ihn, sich für die Erziehung der Kinder genauso verantwortlich zu fühlen wie die Mutter.
8. April 2017, 21:58
Victor Chu macht bereits im Vorwort kein Hehl daraus, dass die Zeit mit kleinen Kindern zu den härtesten im Leben eines Menschen gehört. In der Familienarbeit geht es viel um Arbeit und Verzicht, schreibt er. Ein liebender Vater zu sein fällt einem nicht in den Schoß, sondern sei eine ungeheure Herausforderung an Toleranz, Liebes- und Leidensfähigkeit.
In neun Kapiteln fächert der Autor wie in einem Kaleidoskop die wesentlichen Aspekte der Vaterliebe auf: Von der Geschichte der Väter seit den Weltkriegen und den generationsübergreifenden Verwerfungen. Vom Vater werden und Vater sein heutzutage bis hin zu zerbrochenen Familien und den möglichen Alternativen.
Victor Chu analysiert, dass sich in den letzten Jahrzehnten die Rolle des Vaters als die schwächste innerhalb der Familie herauskristallisiert hat. Männliche Machtworte oder Väter, die mit der Faust auf den Tisch hauen, sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen ist eine wesentliche Schlüsselrolle heutzutage, ein verlässlicher Vater zu sein und der Familie Halt zu geben. Das klingt zwar banal, aber Mütter sind heute vielfach berufstätig und brauchen keinen reinen Ernährer mehr. Sie brauchen vielmehr einen Partner, der seine Verantwortung als Vater annimmt. Solche präsenten Väter sind für Töchter und für Söhne im Idealfall ein lebendiges Vorbild für eine differenzierte Männlichkeit.
Vaterliebe ist ein gutes, ein ehrliches und ein berührendes Buch, mit gelegent-lich ein paar altbackenen Familienbildern. Der Psychologe selbst bezeichnet es als Mutmach-Buch: Er macht - nicht zuletzt mit vielen Fallgeschichten- anderen Vätern Mut, auf ihre Kinder zuzugehen. Gleichzeitig macht er Töchtern und Söhnen Mut, auf ihre Väter zuzugehen.
Gestaltung: Maicke Mackerodt