Tate Modern: Londons neue Kunstpyramide

Mit dem Switch House hat sich die Tate Modern in London einen großzügigen Anbau verpasst: Der pyramidenartige Turm steht auf dem Gelände eines ehemaligen Umspannwerks, 300 Künstler aus über 50 Ländern sollen die Besucher mit ihren Werken elektrisieren.

Mittagsjournal, 17.6.2016

Aus London,

"Einen neuen Blick auf die Welt werfen"

Wuchtig, verdreht, fast abweisend wirkt der Neubau der Tate Modern: Das sogenannte "Switch House" ist ein pyramidenartiger Turm, der sich an das alte Hauptgebäude schmiegt. Die Tate Modern war ursprünglich für zwei Millionen Besucher ausgerichtet, doch schnell wurde klar, dass das umgebaute Kraftwerk an der Themse eine Erweiterung brauchen würde - im letzten Jahr zählte die Tate mehr als fünf Millionen Besucher.

Diese haben jetzt um 60 Prozent mehr Platz: Auf zehn Stockwerken ist Platz für Kunst, es gibt Studios für Events, Büros, ein Restaurant und eine Lounge für Tate-Mitglieder. Auf einer Terrasse blickt der Besucher über die Londoner Skyline. "Wir eröffnen nicht nur eine Erweiterung, sondern eine neue Tate Modern, sagt Direktor Nicholas Serota in seiner Eröffnungsrede, "wir werfen einen neuen Blick auf die Welt."

Service

Tate Modern

Performance, Film & interaktive Kunst

Das Switch House bietet auch Platz für Kunstformen, die bisher weniger Beachtung fanden: mehr Performances, mehr Film, ein ganzes Stockwerk ist interaktiver Kunst gewidmet. Zur Eröffnung zeigt IDat, das Institut für Digitale Kunst an der Universität Plymouth, Roboter, die auf die Stimmung der Besuche reagieren. "Sie werden mit Daten von sozialen Netzwerkseiten wie Twitter gefüttert", sagt Mike Philips Professor für interdisziplinäre Kunst. Sie bewegen sich frei im Raum, wenn man auf sie zugeht reagieren sie mit Licht und Tonsignalen. "Die Ausstellung ist ein Teil von Tate Exchange, einem Programm von jungen Leuten für die Jugend", sagt Kunststudentin Tara White. "Es geht bei den kommissionierten Projekten um die Zukunft der Kunst. Jeder kann mitmachen, egal ob man künstlerisch veranlagt ist oder nicht."

"Die Räume im Switch House haben unterschiedliche Höhen, sie bieten ein völlig neues Raumerlebnis und schaffen Flexibilität", sagt Achim Borchardt-Hume, der Ausstellungsleiter: Auffallend sind die großen öffentlichen Flächen, sie sind wichtig für den Dialog. Das Switch House vervollständigt die Ursprungsversion der Tate Modern und macht das beliebteste Museum für moderne Kunst fit fürs 21. Jahrhundert.