Caravaggio-Ausstellung in Madrid

Im Madrider Thyssen-Museum ist gestern die Ausstellung "Caravaggio und die Künstler des Nordens" eröffnet worden. Das Museum besitzt ein berühmtes Gemälde, das Bildnis der heiligen Katharina. Dank Leihgaben aus dem Prado, dem Metropolitan Museum in New York und der Eremitage in St. Petersburg gelang es, elf weitere Caravaggio-Werke nach Madrid zu bringen.

Caravaggio, The Musicians

THE METROPOLITAN MUSEUM OF ART

Sie werden Gemälden jener Maler aus Frankreich, Holland und Flandern gegenüber gestellt, die vom bahnbrechenden Stil Caravaggios am meisten beeinflusst wurden.

Kulturjournal, 21.6.2016

Hl. Katharina - Schlüssel zum Verständnis

Das einzige Caravaggio-Gemälde im Besitz des Thyssen-Museums steht am Beginn einer Ausstellung, die den Einfluss des Künstlers auf die Maler in Frankreich, Flandern und Holland belegen will. Ausgehend von dem Bildnis der Heiligen Katharina, die der Vater des Barons Thyssen-Bornemisza für seine Privatsammlung in den 1920er Jahren in Italien erworben hatte, sind zehn weitere Caravaggios als Leihgaben zu sehen.

Für den Direktor des Museum ist diese heilige Katharina ein Schlüssel zum Verständnis der Arbeitsweise Caravaggios - daher bemühte er sich schon seit Jahren um eine Ausstellung, die dieses Gemälde in seiner Bedeutung für Rubens und anderer Maler aus Holland, Flandern und Frankreich würdigen sollte.

Woher kam Caravaggio?

"Das Bild wurde von Kardinal del Monte in Auftrag gegeben, ebenso wie das bekannte Gemälde 'Die Musiker'", erklärt Thyssen-Direktor Guillermo Solana. "Dass wir beide Bilder einander gegenüber stellen können, war uns sehr wichtig, weil sie sich ergänzen. 'Die Musiker' ist ein Bildnis der Verherrlichung von Kunst und Eros. Die Heilige Katharina hingegen ist ein sakrales Porträt und markiert den Beginn der künstlerischen Reife Caravaggios. Wir hatten schon lange eine Ausstellung geplant, in der wir dieses Gemälde in seinem Kontext zeigen wollten: Woher kam Caravaggio und was hat er bewirkt?"

Malte anders, als man es gewohnt war

Caravaggio sorgte in Rom, wo er 1592 eintraf, für Furore. Er malte ganz anders, als man es gewohnt war, und sein Stil machte ihn schnell bekannt. Der Kommissar der Ausstellung beschreibt, wie Caravaggio innerhalb kürzester Zeit neue Ausdrucksformen erfand und weiter entwickelte. Seine Bilder überraschten Künstler und Sammler gleichermaßen. Caravaggio nahm sich die Natur zum Vorbild, suchte seine Modelle im Nachtleben Roms und perfektionierte seine dramatische Hell-Dunkel-Technik.

Im Palast des Mäzens

Wieso hinterließen Caravaggios Werke bei den Zeitgenossen einen so starken Eindruck und wurden von diesen auch Jahre nach dessen Tod noch kopiert? "Das ist zuerst eine Frage des Talents", sagt Kurator Gert Jan van der Sman. "Denken Sie an Picasso. Einige Künstler schaffen es, sich ständig zu erneuern. Das sind jene Künstler, die sich nie zufrieden geben und immer nach neuen Lösungen suchen. Für Caravaggio gab es in Rom Schlüsselmomente, wie die Aufnahme in den Palast seines Mäzens, des Kardinals Francesco del Monte. Dort erwartete man von ihm Gemälde im klassischen Stil. Das sieht man in der Auftragsarbeit 'Die Musiker' sehr schön: Es ist eine Kombination aus naturalistischem Grundton mit klassischem und poetischem Einschlag."

Saufkumpanen und Prostituierte

Im Palast des Kardinals del Monte, Treffpunkt für Roms Künstler und Intellektuelle, war Caravaggio oft zu Gast. Die Honorare für seine Bilder ermöglichte ihm ein sorgloses Leben. Aber Caravaggio wollte nicht nur den Adel und die Kirchenfürsten abbilden. Er wollte das "wirkliche" Leben fassen, malte die derben Gesichter seiner Saufkumpane und nahm eine Prostituierte als Modell für das Bildnis der Heiligen Katharina.

Der unstete Künstler, der immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geriet, war 1606 in eine Schlägerei verwickelt, in deren Verlauf ein junger Mann starb. Der Maler stand unter Verdacht, wurde gesucht und musste nach Neapel flüchten. Nach dreijährigem Exil hoffte er auf eine Begnadigung. Auf dem Rückweg nach Rom starb er 38-jährig in Porto Ercole.

"Kurzes Leben mit andauernder Wirkung"

"Caravaggio hatte eine brillante Karriere, sie war kurz und leuchtend, wie ein Komet am Künstlerhimmel Europas", so Direktor Solana: "Diese Ausstellung zeigt die unterschiedlichen Zeitmaße im Werk Caravaggios: das kurze und schnelle Leben des Meisters und seine lange andauernde Wirkung. Mehrere Generationen von Künstlern nahmen sein Erbe auf und haben es der europäischen Malerei einverleibt."

Service

Museo Thysse-Bornemisza - Caravaggio and the Painters of the North
21. Juni bis 18. September 2016