Brexit: Putin will sich nicht festlegen
Es gibt in Europa die eine oder andere EU-kritische Partei, die sich für die russische Führung begeistern kann - und umgekehrt. So kommt es nicht überraschend, dass einige russische Politiker aus ihrer Freude über den Brexit kein Geheimnis machen. Präsident Putin selbst lässt offen, ober das gut oder schlecht findet.
27. April 2017, 15:40

(c) Nikolsky, Novosti, EPA
Morgenjournal, 25.06.2016
Putin: Russland mischt sich nicht ein
Bedauern über den bevorstehenden Austritt Großbritanniens aus der EU war aus der ersten Reaktion des russsischen Präsidenten Wladimir Putin nicht herauszulesen. Putin wies aber auch eine schon vor Wochen gemachte Äußerungen des scheidenden britischen Premiers Cameron zurück, dass Russland ein Interesse an einem Brexit habe: "Russland hat sich in dieser Frage nie eingemischt, mischt sich nicht ein und wird sich nicht einmischen", so Putin. Putin wagt dann auch eine Analyse, warum die Briten die EU verlassen wollen: "Die Machtkonzentration in der EU-Führung ist sehr hoch. Und diese Verwaschung der nationalen Zuständikeiten gefällt vielen nicht, gefällt auch der Mehrheit der Briten nicht." Dazu kämen dann noch der Unmut über die Zuwanderung und die hohen Zahlungen nach Brüssel, meint Putin.
"Beziehungen schwächen"
Die Beteuerungen des russischen Präsidenten, dass sich Russland über den Brexit nicht freue, nehmen ihm in Russland freilich viele nicht ab. Schließlich unterstützt Moskau schon seit einigen Jahren euroskeptische Parteien in der EU, und das aus einem ganz bestimmten Grund, sagt der Politologe Mark Urnow von der Moskauer Wirtschaftshochschule: "Was ist denn die wichtigste außenpolitische Idee Russlands? Sichern wir uns eine einflussreiche Position auf der Welt. Und wie macht man das? Europa und die USA sind ja politisch und wirtschaftlich viel stärker als Russland. Also bleibt als einzige Möglichkeit, die Beziehungen zwischen den USA und Europa zu schwächen, und in Europa die Beziehungen der einzelnen Länder untereinander zu schwächen."
"Schwächung des anti-russischen Blocks"
Zwar nicht der Präsident, aber einige andere russische Politiker machen aus ihrer Freude über die Schwächung der EU durch den Brexit auch kein Hehl, so etwa der Nationalist Wladimir Schirinowski: "Nach Großbritannien verlassen andere die EU, die Nato, der Euro und Schengen brechen zusammen, der Rubel lebt auf und ebenso die Beziehungen Russlands zu allen demokratischen Ländern Europas."
Auch der Abgeordnete Wjatscheslaw Nikonow sieht Vorteile in einem Brexit: "Zu erwarten iat die Schwächung des harten anti-russischen Blocks in der EU, der heute aus Großbritannien, Polen und den baltischen Ländern besteht."
Im staatliche Fersehkanal Rossija 1 wird unterdessen bereits spekuliert, welche Länder die nächsten Kandidaten für einen EU-Austritt sein könnten. Die Reporterin ist der Zeit offensichtlich etwas voraus. "Die Zahl der Euroskeptiker wächst. Die Niederlande und Österreich denken darüber nach, ähnliche Referenden wie Großbritannien abzuhalten", erfahren wir im russischen Fersehen.