Von G. Flaubert und M. du Camp

Über Felder und Strände - Eine Reise in die Bretagne

Auf eine unbeschwerte Reise begeben sich 1847 die beiden befreundeten Mitzwanziger, Gustave Flaubert und Maxime du Camp. Sie befassten sich mit Geschichte, Natur, Kultur und Geschichte der westfranzösischen Region sowie den dort lebenden Menschen. 1886 erscheint ihr Reisebericht "Par les champs et les grèves (Voyage en Bretagne)", der nun in einer neuen Übersetzung vorliegt.

Schlafende Frau auf dem Strand

Dörlemann Verlag

Service

Gustave Flaubert, Maxime Du Camp, "Über Felder und Strände. Eine Reise in die Bretagne", aus dem Französischen von Cornelia Hasting, Dörlemann Verlag
Originaltitel: "Par les champs et par les grèves"

Aufbruch

Die beiden Monaden, das sind die Reisegefährten Gustave Flaubert, Schriftsteller und Romancier, sowie Maxime du Camp, Schriftsteller, Journalist und Fotograf. Im Sommer 1847 besteigen die beiden Freunde in Paris die Eisenbahn, um den Sommer in der Bretagne zu verbringen. Ihre Reise in die Bretagne ist im 19. Jahrhundert exotisch: Nicht jeder Bretone beherrscht das Französische, weshalb die Verständigung zuweilen schwierig ist, und zwischen der feinen Pariser Gesellschaft und dem rauen und ärmlichen Leben in den bretonischen Dörfern liegen Welten.

Man reist zunächst mit der Eisenbahn, im bretonischen Kernland jedoch in Postkutschen und Fuhrwerken, manchmal mit dem Schiff und häufig wandert man zu Fuß. Man schläft in Hotels, in Wirtshäusern und auch unter freiem Himmel. Die Reiseroute führt über Blois und Nantes nach Quibernon, und die Südküste entlang mitten hinein ins Herz der von Buchten und Halbinseln zerfurchten bretonischen Küstenlandschaft.

Die Steine von Carnac

Aus dem Reisebericht von Gustave Flaubert und Maxime du Camp Zeugnis lässt sich nachvollziehen, wie man geschichtsträchtige Orte in dieser Zeit vorgefunden hat: zeitgemäß adaptiert oder verlassen und in Ruinen, je nachdem. Man erkundete sie in jedem Fall auf eigene Faust, selbstverständlich ohne Eintrittsgeld.

Reisen, das lernt man bei Flaubert und Du Camp, ist die Einwilligung, sich auf das einzulassen, was der Weg bietet. Nicht nur Natur und Architektur begegnen ihnen, es ist auch ein buntes Spektrum menschlicher Begegnungen, sorgsam beobachtet und wiedergegeben.

Besichtigt wird zum Beispiel ein Zuchthaus, das in einem Kloster in Fontevrault untergebracht ist. Man erbittet einen Tag im Voraus schriftlich beim Direktor der Anstalt um die Erlaubnis zum Besuch. Das Porträt dieses Mannes wird minutiös widergegeben: eine Detailverliebtheit, die in diesem Reisebericht immer wieder lustvoll zelebriert wird und deren Zweck es ist, das Schreiben als Kunst zu feiern.

Flaubert und du Camp teilen sich die Arbeit: Maxime du Camp verfasste die geraden Kapitel, Flaubert die ungeraden. Die stilistischen Höhepunkte der Lektüre findet man allerdings überwiegend in den ungeraden Kapiteln. Die Beschreibung des Mont Saint Michel ist ein Stimmungsbild in Worten, das nicht nur eine Landschaft in allen Farben herbeizuzaubern vermag, sondern das auch duftet und dessen Aura man mit allen Sinnen zwischen den Buchdeckeln herauslöst.