Kürzung der Mindestsicherung: Verzweiflung bei Betroffenen
Seit gestern ist in Oberösterreich die gekürzte Mindestsicherung für Asylberechtigte in Kraft. Für sie gibt es ab sofort nur noch 365 Euro plus eventuell einen Integrationsbonus von 155 Euro. Wie lebt man mit etwas über 500 Euro im Monat? Studierende können das auch, hat Landeshauptmann Josef Pühringer vor kurzem den Beschluss der Landesregierung gerechtfertigt. Bei den Betroffenen sorgt diese Kürzung für große Verzweiflung.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 2.7.2016
Shaker Alo hat lange überlegt, ob er ein Interview geben soll - zu viele Probleme gleichzeitig. Er weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll. Für seine Wohnung muss er 400 Euro bezahlen, nach der Kürzung der Mindestsicherung bleiben ihm 100 Euro für den ganzen Monat zum Leben.
Shaker Alo stammt aus Aleppo, vor zwei Jahren ist er nach Österreich geflüchtet, hat dann in Wien gewohnt - 12 Personen auf 50 Quadratmetern. Für die Geflüchteten eine Katastrophe, sagt seine Unterstützerin, die gerne anonym bleiben möchte: „Leben Sie einmal so für 3 oder 4 Monate. Und suchen Sie unter diesen Umständen Arbeit oder nur einen ruhigen Moment, um Deutsch zu lernen.“
In Oberösterreich hat Shaker Alo dann eine Wohnung gefunden. Aber die, erzählt er, wird er nicht halten können. Der 28jährige Syrer hat in seiner Heimat Rechtswissenschaften studiert und auch im Marketing gearbeitet. „Ich will hier etwas tun und nicht herumsitzen, aber Arbeit zu finden, ist fast unmöglich“, sagt er. „Ich habe auch überlegt, wieder nach Wien zu ziehen, denn dort gibt es mehr Geld. Aber Lösung ist das auch keine. Dort sind schon so viele Leute.“
Man müsste den Leuten Zeit geben, um ihr Leben hier zu ordnen, so die Bekannte von Shaker Alo. Aber die Kürzung der Mindestsicherung setzt sie unter Stress.
Der Syrer würde gerne hier bleiben, aber es kann Monate dauern, bis die Mindestsicherung überhaupt ausbezahlt wird, erzählt er. Wovon in dieser Zeit leben? Niemand weiß es.
Nach dem Interview eilt der Syrer zu einem Beratungstermin. Auf einen Deutschkurs wartet er hier bisher vergeblich.