Bad Religion in der Arena Wien

Es gab tatsächlich eine Zeit, da haben sich die Worte Punk und Veteran nicht vertragen - das eine schloss das andere aus. Punk war schnell, hart, und intensiv. Veteranen glänzten durch Langlebigkeit und Durchhaltevermögen. Die amerikanische Punk-Band Bad Religion ist heute der Prototyp von Punk-Veteranen. Um den großen Hit hat sich die Band nie bemüht. Trotzdem gibt es sie seit fast vierzig Jahren. Heute Abend treten Bad Religion in der Wiener Arena auf.

Auch schon wieder vierzig Kerzen finden sich auf der mit Sicherheitsnadeln und Irokesen verzierten Geburtstagstorte des Punk. Dass etliche Punk-Rebellen mittlerweile zu Musik-Business-Haudegen geworden sind, hätte sich im turbulenten Jahr 1976 wohl niemand gedacht. Zu den langlebigsten und erfolgreichsten Punkbands zählen jedenfalls Bad Religion aus Los Angeles. 16 Studioalben hat die Band bis jetzt aufgenommen und fünf Millionen Stück davon verkauft.

40 Prozent Punk und 60 Prozent Melodien

Heute sind die meisten der rotzigen jungen Wilden von damals längst etabliert. Baby Boomer der Generation 50+, die die Pose von Nihilismus und Aufstand in homöopathisch verträglichen Dosen feilbieten und am Ende einer Tour wieder das Familienleben und ein plüschiges Bankkonto genießen.

Bad Religion sind sind Punk-Veteranen mit Haltung. Die Philosophie des Punk wäre eben immer noch relevant und seine Band versuche einfach, weiter Songs zu schreiben, meint Greg Graffin, der Sänger von Bad Religion.

Musikalisch bestehen Bad Religion aus 40 Prozent Punk und 60 Prozent Melodien und Harmonien. Dass Gitarrist Bret Gurewitz als Teenager die Beach Boys und die Beatles verehrte hört man heute noch.

Mit Haltung gegen den Strom

Totalverweigerung und musikalisches Chaos gehörten nie zu den Kerntugenden der Band um Sänger Graffin und Gitarrist Gurewitz. Im Gegenteil - Bad Religion feilen an ihren Songs und in den Texten dominieren philosophische Fragen statt purem Trotz. Das liegt auch daran, dass in den meisten anderen Punkbands kein Universitätsprofessor am Mikro steht. Greg Graffin ist sowas wie ein Punk-Intellektueller, dessen messerscharfe Verse sich an der stets gleichen Frage abarbeiten - wie schafft man es, mit Haltung gegen den Strom zu schwimmen und ein Genre weiterzuentwickeln ohne reaktionär zu sein.

Das Geheimnis der Langlebigkeit der Band klingt nach Beziehungsratgeber - man müsse sich Aktivitäten und Hobbies außerhalb der Band suchen, so Graffin der Uni-Professor. Nur so bleibe er hungrig nach dem Songwriting.

So viel Integrität wird belohnt - das zuletzt erschienene Album der Band, True North, erklomm erstmals die höchsten Charts-Regionen. Und ein weißhaariger Greg Graffin doziert heute seine Punk-Philosophie der nächsten Fan-Generation.