Johnson wird britischer Außenminister

Die neue britische Premierministerin hat gleich nach ihrem Amtsantritt die Regierung umgebildet. Drei ranghohe Positionen werden mit EU-Gegnern besetzt. Der Brexit Anführer Boris Johnson wird Außenminister, der ehemalige Staatssekretär im Außenministerium David Davis bekommt das neu gegründete Brexit Ministerium und Ex-Verteidigungsminister Liam Fox wird Minister für Internationalen Handel. Ein Signal, dass der Brexit bestimmt kommt und ein Versuch die gespaltene Partei zu einen.

Morgenjournal, 14.7.2016

Aus London,

Die neue Premierministerin Theresa May hat gleich nach ihrem Amtsantritt die Regierung umgebildet. Eine Rochade ist an sich erwartet worden, aber dass ausgerechnet der Brexit-Wortführer und ehemalige Londoner Bürgermeister Boris Johnson Außenminister wird, das überrascht viele Beobachter - zumal der Exzentriker bisher nicht gerade durch diplomatische Feinfühligkeit aufgefallen ist. Die Austrittsverhandlungen mit der EU wird aber wohl ohnehin ein anderer führen, nämlich der Chef des neu geschaffenen Brexit-Ministeriums, David Davies.

Harter Brexit-Alltag wartet

Der ehemalige Londoner Bürgermeister Boris Johnson ist also ab sofort der Chef-Diplomat in Großbritannien. Der Brexit Anführer hatte sich nach dem Rückzug seiner Kandidatur für den Premierministerposten hinter Theresa May gestellt. Johnson sagt jetzt biete sich eine großartige Gelegenheit Großbritanniens neues Verhältnis zu Europa und zur Welt zu einem Erfolg zu machen, er sei begeistert dabei mitzuwirken.

Boris Johnsons Bestellung löst aber Verwunderung und Kritik aus. Johnson dürfte mehr Zeit damit verbringen sich für irgendwelche Fettnäpfchen zu entschuldigen als mit Diplomatie, ätzen die Liberaldemokraten. Ein zukünftiges Treffen mit der US Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton dürfte interessant werden, Boris Johnson hatte sie vor Jahren als sadistische Schwester in einem Irrenhaus bezeichnet. Theresa May glaubt allerdings an Boris Johnsons Qualitäten, auch wenn sie sich vor wenigen Wochen noch über ihn lustig gemacht hatte, was sein Verhandlungsgeschick mit Europa angeht, Boris habe mit den Deutschen verhandelt und sei mit 3 beinahe neuen Wasserkanonen zurückgekommen.

David Davis ein kabinettserprobter Langzeit-Abgeordneter und ein eiserner EU Gegner wird der neue Brexit Minister. Davis hat schon unter Premierminister John Major im Außenministerium in Europa Fragen verhandelt und war auch an den Verhandlungen zur NATO Erweiterung beteiligt. Unter ausländischen Diplomaten hatte er den Spitznamen „charmanter Bastard“. Die neue Premierministerin zeigt damit, dass sie es mit dem EU Austritt ernst meint und keine Zeit vergeuden will. Ex-Verteidigungsminister Liam Fox dürfte mit dem Posten des Ministers für internationalen Handel auch zufrieden sein, auf ihn wird es ankommen neue Handelsabkommen außerhalb der EU abzuschließen.

Ganz still hatte sich Schatzkanzler George Osborne nach dem Brexit verhalten, in der Hoffnung seinen Job behalten zu können, aber Theresa May entscheidet, dass es für Osborne Zeit ist seinem langjährigen Freund David Cameron auf den hinteren Bänken im Unterhaus Gesellschaft zu leisten. Außenminister Phil Hammond, ihr langjähriger Vertrauter wird nun Finanzminister und zieht neben ihr in die Downing Street ein. Sie erntet für die schnelle Regierungsumbildung in der Partei großen Applaus, aber schon bald dürften Theresa Mays Flitterwochen durch den harten Brexit Alltag abgelöst werden.