Theresa May bei Angela Merkel

Washington ist üblicherweise das erste Ziel, wenn ein neuer britischer Premierminister oder eine Premierministerin zum ersten Mal ins Ausland reist. Theresa May macht da eine Ausnahme. Sie war am Abend in Berlin bei der deutschen Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel. Es war das erste Treffen der beiden, man hatte den Eindruck, dass sie einander gut verstehen.

Morgenjournal, 21.7.2016

Aus Berlin,

Dass eine britische Premierministerin in Berlin deutsch spricht, ist mehr als routinierte Höflichkeit. Es ist sehr ungewöhnlich und das zeigt auch Angela Merkels Gesichtsausdruck: eine Mischung aus Überraschung und Anerkennung. Und es unterstreicht, wie wicht Theresa May der erste Eindruck ist, den sie bei ihrer deutschen Amtskollegin hinterlässt: Ich bin hier um ihnen zu zeigen, wie wichtig mir auch gute persönliche Beziehungen sind.

Deutschland ist der zweitwichtigste Handelspartner Großbritanniens. Die beiden Politikerinnen haben großes Interesse daran, dass die engen Wirtschaftsbeziehungen nicht durch den Brexit gestört werden.

Dass Theresa May noch einmal betont, ihr Land werde den offiziellen Austrittsantrag nicht vor Jahresende stellen, stört Merkel nicht. Sie sagt, es sei wichtig, dass Großbritannien sich erst einmal über die eigene Position klar werde. Dann erst könnten sinnvollerweise Verhandlungen beginnen.

Beide Politikerinnen vermeiden es, in der kurzen Pressekonferenz Vorbedingungen für die Verhandlungen zu nennen. Theresa May hat aber schon klar gemacht, dass Großbritannien den Zugang zum eigenen Arbeitsmarkt für EU-Ausländer beschränken möchte. Und Angela Merkel hat ebenso deutlich gesagt, dass es bei den Verhandlungen nicht nur - wie sie sagt - Rosinenpickerei geben könne. Doch jetzt geht es für beide Politikerinnen offenbar erst einmal darum, Vertrauen aufzubauen bevor es ans Eingemachte geht: Wir sind zwei Frauen, die ihren Job so erledigen wollen, damit am Ende das Beste für die Menschen in Großbritannien und in Deutschland herauskommt. Merkel: genau!

Für Merkel und May steht fest, dass es keinen Exit vom Brexit geben wird, also keine Rolle rückwärts.