"Big Friendly Giant": neuer Spielberg-Coup

Wenn Steven Spielberg einen neuen Film ins Kino bringt, klingeln die Kassen: "Big Friendly Giant" ist die Verfilmung eines Roald-Dahl-Märchens über die Freundschaft eines kleinen Mädchens mit einem ungestümen aber lieben Koloss. Inhaltlich märchenhaft und filmisch interessant, weil Oscar-Preisträger Mark Rylance zur 3D-Kunstfigur um-animiert wird.

Mittagsjournal, 21.7.2016

Großer Riese mit großem Herzen

Das Kinowerk des US-amerikanischen Regisseurs Steven Spielberg kann man getrost als vielfältig bezeichnen. Neben Abenteuer-Blockbustern wie "Jurassic Parc" und "Indiana Jones", sowie Historiendramen wie "Der Soldat James Ryan" und zuletzt "Bridge of Spies" zeigt Spielberg seit jeher auch ein Herz für die junge Kundschaft im Kino - etwa mit Filmen wie "E.T. - Der Außerirdische", "Hook" und "Tim und Struppi". In die Kategorie des kindgerechten Films fällt auch Spielbergs neuestes Werk "BFG - Big Friendly Giant" nach einem Kinderbuch des britischen Autors Roald Dahl.

Auf den ersten Blick verbindet Sophie (Ruby Barnhill) und den Riesen, den Big Friendly Giant, kurz BFG (Mark Rylance) gar nichts: Sie ist zehn Jahre alt und ein Waisenkind in London; er ein Riese, der unter anderen Riesen vergleichsweise auch wieder nur ein Kleinwüchsiger ist. Eines Nachts entführt der BFG Sophie in das Reich der Riesen. Trotz aller Unterschiede sind die beiden durch ihre Außenseiterrollen miteinander verbunden. Ein Sujet mit Märchentouch - wie gemacht für Steven Spielberg, noch dazu gehe es darum, "die Unterschiede aneinander schätzen zu lernen", betont Spielberg die menschenfreundliche Botschaft des Stoffs von Autor Roald Dahl.

Vergleich mit E.T.?

Träume fangen und sie an die Menschen weitergeben, ist der Job des BFG, eine quasi aufgelegte Metapher für das Kinoselbstverständnis von Spielberg. Und wie schon in Spielbergs Klassiker "E.T. - der Außerirdische" verhandelt er auch hier prekäre familiäre Verhältnisse und Sehnsüchte nach Geborgenheit, die in einer ungewöhnlichen Freundschaft kompensiert werden. Einem direkten Vergleich mit E.T. weicht Spielberg allerdings aus, auch wenn das Drehbuch zu "BFG" wie schon bei "E.T." von Melissa Mathison stammt: "Ich wollte nicht zurückgehen in die Vergangenheit, sondern auch wie damals, eine Geschichte aus der Fantasie heraus erzählen."

Mädchenkauer und Kopfzerbrösler

Den bisweilen anarchisch-makabren Grundton von Autor Roald Dahl hat Spielberg etwas entschärft, ohne dem Stoff seinen mal feinfühligen, dann wieder bissigen Humor zu nehmen: etwa in diversen sprachlichen Skurrilitäten im Reich der Riesen, die zwar Mädchenkauer und Kopfzerbrösler heißen, sich allerdings mehr als Slapstick-Lieferanten und weniger als bedrohliche Monster erweisen. Und schließlich darf sich auch die Queen of England lautstark ihrer Darmwinde entledigen: "Mal sehen was die Queen dazu sagen wird", gibt sich Spielberg lakonisch.

Der Magie huldigen

Ein großer Riese mit einem großen Herzen, wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann schreckt Regisseur Spielberg auch vor großem Pathos nicht zurück, um die Magie zu huldigen, im Kino, aber auch in der Wirklichkeit: "Je bedrückender die Situation auf der Welt wird, desto wichtiger ist die Magie, auch jene des Kinos", so Spielberg.