Christoph Waltz in "Die Legende von Tarzan"
Tarzan gehört seit mehr als einem Jahrhundert zum fixen Bestandteil der westlichen Popkultur. 1912 veröffentlichte Autor Edgar Rice Burroughs das erste Abenteuer des Dschungelmenschen in einem Billig-Magazin. Mehr als 100-mal ist Tarzan bisher auch auf der Kinoleinwand erschienen, mit "Legend of Tarzan" kommt eine weitere Version in die heimischen Kinos.
8. April 2017, 21:58
Darin geht es einmal mehr um den Kampf gegen die dunkle Machenschaften im Dschungel. Christoph Waltz gibt erneut den Bösewicht, Regie führte der durch seine "Harry Potter"-Verfilmungen bekannte, britische Regisseur David Yates.
Mittagsjournal, 26.7.2016
Einmal Tarzan, immer Dschungel. Dabei hat sich der Lianenschwinger als Lord Greystoke (Alexander Skarsgard) in den 1880er Jahren längst ein komfortables Leben in London zugelegt, doch seine Wurzeln freilich nicht hinter sich gelassen. Schon bald ergibt sich für die Gelegenheit, auf den geliebten Kontinent zurückzukehren, der belgische König, dessen Privatbesitz das Kongobecken gegen Ende des 19. Jahrhunderts war, braucht Hilfe, weil er sich geschäftlich übernommen hat. Tarzan soll es richten. Davon würde auch die einheimische Bevölkerung profitieren.
Diamantenrausch eines Finsterlings
Das Rechtschaffene und das Noble sind schon im literarischen Urstoff von 1912 Tarzans Charakterbegleiter - das Herz am rechten Fleck quasi. Dass die guten Absichten von einer bösen Intrige eingeholt werden, erschließt der Film nach und nach im Diamantenrausch eines Finsterlings. An den historischen Fakten rund um die sogenannten "Kongogräuel" inklusive systematischer Zwangsarbeit bedient sich das Drehbuch nur insofern, als sie in das fiktive Abenteuer- und Heldenkonzept passen. Allzu sehr hänge man nicht an den dunklen Kapiteln der Geschichte, meint denn auch Darsteller Christoph Waltz, aber man verleugne sie auch nicht gänzlich.
Zivilisationskritik
Waltz gibt wieder einmal den süffisant-zynischen, kultivierten, aber genau deshalb umso skrupelloseren Bösewicht. Wie schon andere Varianten zeichnet sich auch diese Legende von Tarzan durch einen Grundwiderspruch aus: Das vermeintlich Zivilisierte gibt sich bestialisch, der von Affen aufgezogene Dschungelmensch - hier in Rückblenden eingestreut - wird zum Inbegriff des Humanen. Das beinhalte auch Werte wie Familie oder den Respekt für das Andere, so Regisseur David Yates.
Tarzans Urschrei?
Der Rest ist Blockbuster-Routine: randalierende Gorillas, die im digitalen Fitnessstudio zu Bodybuildern hochgerüstet wurden, spektakuläre Naturaufnahmen, rasante Urwalddurchquerungen, rührseliges Tierverstehen, und eine durchaus selbstbewusste Jane (Margot Robbie), die von Tarzan einmal mehr gerettet werden muss. Und Tarzans Urschrei? Zwei Mal kaum hörbar aus der Ferne. Johnny Weissmüller aus der frühen Kinogeschichte hätte das wohl nur ein Lächeln gekostet.