Putin in Slowenien
Starke Nerven brauchen heute Autofahrer, die Richtung Süden unterwegs sind. Zum ohnehin starken Reiseverkehr kommt noch ein Staatsbesuch des russischen Präsidenten Putin in Slowenien.
8. April 2017, 21:58
Der Besuch findet unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt, unter anderem wird deshalb der Karawankentunnel gesperrt. Putin besucht in Slowenien eine Gedenkfeier für russische Kriegsgefangene im Ersten Weltkrieg. Für das NATO-Land Slowenien ist der Empfang Putins ein Drahtseilakt, in Zeiten angespannter Beziehungen zwischen Russland und dem Westen.
Morgenjournal, 30.7.2016
Anlass für den eintägigen Besuch von Wladimir Putin in Slowenien ist der 100. Jahrestag der Errichtung einer Gedenk-Kapelle für russische Kriegsgefangene. Im Ersten Weltkrieg wurden von Österreich-Ungarn tausende russische Gefangene zum Bau einer Straße über den Vrschitsch-Pass oberhalb von Kranska Gora eingesetzt. 1916 wurden rund 250 der Gefangenen von einer Lawine verschüttet. Ihnen zu Ehren bauten ihre Kameraden eine Holzkapelle unterhalb des Passes. Sie gilt heute als Symbol für die russisch-slowenische Freundschaft. Präsident Putin wird mit dem slowenischen Präsidenten Pahor an der Gedenkfeier teilnehmen, danach wird er in Ljubljana ein Denkmal für die in beiden Weltkriegen gefallenen russischen und sowjetischen Soldaten enthüllen.
Der Besuch Putins im EU- und NATO-Land Slowenien findet in einer Zeit großer Spannungen zwischen Moskau und dem Westen statt. Das scheint der slowenischen Staatsspitze bewusst. Jedenfalls hat Präsident Pahor die EU- und NATO-Staaten schon vorsorglich gebeten, den Empfang von Putin nicht als Messer in ihren Rücken zu interpretieren. Es gehe ja nur um ein historisches Gedenken. Das sieht der Gast aus Moskau anders: Aus dem Pressebüro des Kremls verlautet, die beiden Präsidenten Putin und Pahor würden Schlüsselfragen der bilateralen Beziehungen diskutieren, sowie aktuelle internationale und regionale Probleme. Weitere Details werden nicht genannt.
Slowenische Medien jedoch äußern sich bereits hoffnungsfroh, dass das Land eine wichtige Rolle beim Neustart der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der EU und Moskau spielen könnte. Russland ist Sloweniens wichtigster Handelspartner außerhalb der EU. Zuletzt ging das Handelsvolumen jedoch wegen der Wirtschaftskrise in Russland, den gefallenen Ölpreisen und den EU-Sanktionen gegen Moskau zurück. Wohl mit ein Grund dafür, dass der slowenische Regierungschef Cerar die EU-Sanktionen gegen Russland kritisiert.
Präsident Putin seinerseits dürfte den Staatsempfang im EU- und Nato-Land Slowenien als Zeichen dafür werten, dass die internationale Isolation Moskaus nach der Annexion der Krim allmählich Risse zeigt. Zumal es der bereits dritte Staatsbesuch Putins in einem EU-Land innerhalb der vergangenen beiden Monate ist. Zuvor wurde Putin in Griechenland und Finnland empfangen.