Von Mark Mazower
Griechenland unter Hitler
Ohne Kurt Waldheim hätte Mark Mazower vermutlich niemals ein Buch über die deutsche Besatzung in Griechenland geschrieben. Der britische Historiker schrieb 1987 an seiner Dissertation über die Schuldenkrise des griechischen Staates in den 1930er-Jahren. Recherchen über Waldheims Aktivitäten waren der Ursprung von Mark Mazowers Buch, "Griechenland unter Hitler". Er beschreibt darin die deutsche Besatzungszeit von 1941 bis 1944, aber auch deren politische Folgen, die bis in die Gegenwart reichen.
8. April 2017, 21:58

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Der griechische Widerstand war in zwei Flügel gespalten: Der linke wurde von der Sowjetunion unterstützt; für den rechten engagierten sich die Briten. In gewisser Weise, so Mark Mazower, nahm der Kalte Krieg in Griechenland noch während der Nazi-Besatzung seinen Anfang.
Für Mark Mazower stellte die britische Einmischung noch vor Kriegsende die politischen Weichen des Landes für viele Jahrzehnte. Es begann mit dem Bürgerkrieg zwischen Linken und Rechten Ende der 1940er Jahre. Die Rechte, darunter viele ehemalige Nazi-Kollaborateure, wurde von den Briten und den USA unterstützt. Die 1960er Jahre begannen hoffnungsvoll. Die Regierung Karamanlis unterschrieb 1961 den Assoziierungsvertrag mit der EWG, der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und Vorläuferorganisation der EU. 1967 ergriff die Militärjunta der Obristen für die nächsten sieben Jahre die Macht. Die Wirtschaft stagnierte, innerhalb Europas war das Land isoliert.
Man müsse Griechenlands stockende Modernisierung und Demokratisierung, die eigentlich erst in den 1970er Jahren begann, in diesem Zusammenhang betrachten, betont Mark Mazower.
Griechenland war der Spielball der Mächte, - erst Deutschlands und dann der USA und Großbritanniens. Und daran leidet das Land bis heute.