Das deutsche Ein-Euro-Job-Modell
Es wird jetzt auch in Österreich über Jobs diskutiert, für die es in der Stunde 1 Euro gibt. Gestern hat Außenminister Kurz (ÖVP) diesen Vorschlag gemacht, ein Modell, das es in Deutschland schon seit 20 Jahren gibt, für Langzeitarbeitslose. Das soll den Druck erhöhen ins Berufsleben zurückzufinden. Was aber tun sie Ein-Euro Jobber in Deutschland, und wer bezahlt sie?
8. April 2017, 21:58
dpa/Karl-Josef Hildenbrand
Morgenjournal, 19.8.2016
Helfen etwa beim Einsteigen in den Bus
Die Arbeitsbeschreibung sieht so aus: stehen Sie an der Bushaltestelle und helfen sie den Fahrgästen. Zeigen Sie ihnen wo der richtige Bus anhält, wie ein Ticket zu lösen ist oder welche Buslinie zum Hauptplatz fährt.
Dieses Beispiel kommt von Ilona Mirtschin, sie ist Arbeitsmarktexpertin an der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Offiziell heißen Ein-Euro-Jobs ‘Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung'. Sie sind reglementiert, dürfen reguläre Arbeitsplätze nicht verdrängen. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Arbeit stelle sich oft, gibt Mirtschin zu, denn es seien Tätigkeiten, die nicht den großen Effekt brächten.
Ein-Euro Jobs würden die Menschenwürde verletzen meinen Kritiker. Wer zudem einen Ein Euro Job im Lebenslauf habe, werde im normalen Arbeitsmarkt stigmatisiert. Ilona Mirtschin von der deutschen Bundesarbeitsagentur sieht das entspannter. Der Ein-Euro Job habe seine Berechtigung für eine eingeschränkte Zielgruppe, um ihnen wieder Struktur in den Alltag zu bringen.
Jobcenter, ähnlich dem AMS in Österreich, vermitteln die Ein-Euro Jobs. Beim erwähnten Beispiel an der Bushaltestelle bekommt der Helfer 1 bis 2 Euro Taschengeld pro Stunde. Nicht der Arbeitgeber, also das Busunternehmen, bezahlt, sondern das Jobcenter. Da der Staat Zuschüsse momentan aber kürze, würde genau geschaut ob Ein-Euro Jobs wirklich sein müssen, schildert Mirtschin.
Deshalb würden mittlerweile nur mehr rund 90 000 Menschen in Deutschland Ein-Euro Jobs machen. Vor 10 Jahren waren es noch hunderttausende erinnert sich Mirtschin.
Arbeitslose Deutsche können gegen ihren Willen zu Ein-Euro Jobs verpflichtet werden. Wer sich weigert, verliert die Grundsicherung. Arbeitsvertrag gibt es keinen, die Ein-Euro Helfer haben zudem keinen Anspruch auf Pensions-, Kranken- oder Arbeitslosenversicherung. Diskutiert wird in Deutschland momentan auch, ob Asylwerber mit Ein-Euro Jobs beschäftigt werden könnten.