Augustputsch vor 25 Jahren
Heute vor 25 Jahren, am 19.August 1991, schaute die Welt mit Bangen nach Moskau. Dort hatten hochrangige Funktionäre der Kommunistischen Partei und Teile des Militärs einen Putsch gegen den Reformer-Präsidenten Michail Gorbatschow gestartet. Der Putsch konnte mit Unterstützung des damals frisch gewählten Präsidenten der russischen Teilrepublik, dem neuen starken Mann Boris Jelzin, und mit Unterstützung der Bevölkerung rasch niedergeschlagen werden. Der August-Putsch läutete den Zerfall der Sowjetunion ein.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 19.8.2016
19. August 1991
Wer am 19. August 1991 damals in Moskau oder Leningrad den Fernseher einschaltete, bekam nur eines zu sehen: Tschaikowskijs Ballett: Der Schwanensee in einer Endlosschleife. Wer hingegen in Moskau aus dem Fenster blickte, konnte rollende Panzer auf den Straßen sehen. Truppen besetzten sämtliche öffentlichen Gebäude, das Telegrafenamt und das Fernsehzentrum.
In den frühen Morgenstunden tritt eine Gruppe nervös wirkender Herren zu einer Pressekonferenz zusammen, allesamt hochrangige Politbüromitglieder, ihr Anführer Vizepräsident Gennadij Janaev erklärt, den Präsidenten der Sowjetunion Michail Gorbatschow aus Krankheitsgründen für absetzt, er, Janaev und sein Komitee übernehmen nun dessen Aufgaben.
Der Ausnahmezustand wird ausgerufen. Michail Gorbatschow wird in seinem Feriendomizil auf der Krim unter Hausarrest gestellt.
Die Putschisten wollen damit verhindern, dass Gorbatschow den Vertrag zur Neuordnung der Sowjetunion, der den einzelnen Republiken mehr Autonomie geben soll, unterzeichnet.
Doch die Putschisten haben sich verkalkuliert: Widerwille aus der Bevölkerung schlägt ihnen entgegen. Der frischgewählte Präsident der Russischen Sowjetrepublik, Boris Jelzin, ruft zum Widerstand auf. Zehntausende Moskauer ziehen zum Weißen Haus, dem Regierungssitz an der Moskva.
Dann steigt Jelzin, wie einst Lenin, auf einen Panzer und hält eine flammende Rede gegen die Putschisten: das sind Verbrecher, ihre Dekrete illegal, wettert er.
Der Putsch beginnt zu bröckeln, immer mehr Soldaten wechseln die Front, am 22.August kann Gorbatschow von der Krim zurückkehren: der Putsch ist niedergeschlagen, er bedanke sich beim Volk für die Unterstützung.
Doch Gorbatschow weiß genau, dass er seine Rückkehr vor allem einem zu verdanken hat: Boris Jelzin, seinem bisherigen politischen Widersacher. Dieser nutzt denn auch seine neue Machtposition und löst kuzerhand die Kommunistische Partei im Land auf.
Dem politisch schwer angeschlagenen Gorbatschow bleibt letztlich nichts anderes übrig, als sich zu fügen. Die Putschisten werden verhaftet, ihre Aktion war nach hinten losgegangen. Sie wollten das Machtgebilde Sowjetunion retten, so ihr Anspruch. Doch ihr schlecht geplanter, stümperhafter Putsch hat sich letztlich als Brandbeschleuniger für den Zerfall des Imperiums erwiesen: Wenige Monate später, Ende Dezember 1991, wurde das offizielle Ende der Sowjetunion verkündet, die rote Fahne auf dem Kreml durch die russische blau-weiß-rote ersetzt.