Erdbeben in Bergregion Italiens

Mitten in der Nacht, mitten in Italien: ein Erdbeben der Stärke 6 hat kurz nach halb vier die Bewohner in weiten Teilen Mittelitaliens aus dem Schlaf gerissen. Soweit man bisher weiß, sind drei Bergdörfer im Apennin besonders schwer betroffen. Die Dörfer liegen an der Schnittstelle der Regionen Lazio, Marche und Umbrien. Dutzende Tote werden befürchtet, bis jetzt ist von 38 die Rede. Aber in den Trümmern werden weitere Opfer vermutet. Die Rettungs- und Hilfsoperationen sind inzwischen angelaufen.

Weinende Frau vor Trümmern

AP/ALESSANDRA TARANTINO

Mittagsjournal, 24.8.2016

Schock, Panik und Entsetzen hat Hunderte noch dunkler Nacht aus ihren Häusern getrieben. Auf die Plätze, auf die Wiesen, weit weg von allem, was einstürzen kann, weg von den alten Steinbauten der Dörfer Amatrice und Accumoli in der Region Lazio, und Arquata del Tronto in den Marche. Diese drei Ortschaften sind am stärksten betroffen. Aber nicht alle haben es rechtzeitig geschafft: Mein Sohn, jammert diese Frau, mein Sohn, meine Schwiegertochter, meine Enkelinnen, unter den Trümmern.

Riesige Steinhäufen versperren den Zugang, versperren die Gassen, erschweren das Suchen: Hören sie da jemanden, fragt eine Reporterin der Rai die grabenden Männer auf einem der Haufen. Man hört Stimmen sagt sie, sie leben, sie wollen Bahren, um sie rauszuholen. Sie wollen, dass wir ganz still sind, sagt eine andere, damit sie hören. Auch die Bagger sind im Moment ganz still, sie graben nur mit Schaufeln. Gerade jetzt wird eine Person weggetragen, die leider ein Opfer zu sein scheint.

Der italienische Zivilschutz hat alles aufgeboten, um den Dörfern zu Hilfe zu eilen: Das wichtigste ist jetzt für uns, den unmittelbar Betroffenen zu helfen, sagt Bruno Frattasi, Koordinator der Rettungsoperation in der Zentrale in Rom. Es geht darum in den Trümmern zu graben und die Leute in die Spitäler zu bringen, wie wir es seit in der Früh mit Hubschraubern tun.

Zu Fuß oder mit Hubschraubern sind die Orte bis jetzt vor allem zu erreichen. Das Beben hat Brücken eingerissen, in vielen der steilen Straßen klaffen tiefe Löcher, an anderen Stellen versperren Erdrutsche den Weg.

Das Epizentrum lag nur in der Nähe der am schlimmsten betroffenen Ortschaft Accumoli. Die Rai erreicht Bürgermeister Stefano Petrucci auf seinem Weg in die abseits gelegenen Häusergruppen seiner Gemeinde: Die Situation ist dramatisch - überall Einstürze, die Opferzahlen steigen, hoffentlich hört das bald auf! Neue und alte Gebäude sind eingestürzt, die alten sind zerbröselt wie in l'Aquila, das was dort war, haben wir nun hier. Nicht ein Haus ist unversehrt, nicht eines! - wir werden für die gesamte Bevölkerung Zeltstädte bauen müssen; allein meine Gemeinde ist auf 17 Siedlungen zerstreut.

Amatrice ist ähnlich von Siedlungen umgeben, der Hauptort derzeit nur auf dem Luftweg erreichbar. In Arquata del Tronto, meldet die Rai, sitzen die Leute auf dem zentralen Platz fest, die Trümmer versperren den Weg. Strom und Telefon sind vielfach unterbrochen, Gasleitungen beschädigt, zitternde und verstörte Menschen werden von Feuerwehr und Rotem Kreuz so gut es geht versorgt.

Kleine Dörfer, mit teilweise uralter Bausubstanz sind typisch für die betroffene Gegend. Im Sommer sind in dieser Gegend des Apennin viele Urlauber da, Leute die Häuser und Wohnungen in den Ortschaften haben oder mieten. Über den Grasnasso drüber, weiter südlich liegt L'Aquila, auf derselben Erdbebenlinie.