Landwirtschaft und Klimawandel

Weinbau in Oberösterreich, dafür keiner mehr im Burgenland und der Steiermark, kein Schitourismus mehr unter 1.500 Meter. Das mag abwegig klingen, könnte aber in ein paar Jahrzehnten Wirklichkeit sein. Was der Klimawandel für Österreich bringen könnte, das wird in diesen Tagen beim Europäischen Forum in Alpbach diskutiert. Die Wirtschaft in Österreich wird mit gravierenden Folgen rechnen müssen, vor allem die Bauern. Wobei es nicht nur Horrorszenarien sind, die die Experten entwerfen.

Ernte

APA/dpa

Morgenjournal 8, 30.8.2016

Saftige Almen, grüne Wiesen, dichte Wälder - rund um den Bauernhof von Anna Moser im Tiroler Alpbach scheint die Welt in Ordnung zu sein, auch das Klima. Es regne genug, sagt sie.

Dabei ist Tirol in besonderem Maß vom Klima-wandel bedroht: Gletscherschmelze, alpine Erwärmung, kein Skitourismus in niedrigen Lagen. Dazu die immer mehr schwere Unwetter. Der Landwirtschaft im Gebirge kann es aber nützen, wenn es wärmer wird. Es wächst mehr Grünfutter - gut für die Milchwirtschaft von Anna Moser mit 25 Rindern.

Des einen Freud des anderen Leid, fasst Klimaexperte Josef Eitzinger die kommenden Entwicklungen zusammen: in Gebieten mit viel Niederschlägen wie in Tirol werde es zu mehr Grünland kommen, weil die Vegetationsperiode länger wird. In trockenen Regionen wie dem Weinviertel, Marchfeld oder der südlichen Steiermark kommt es zunehmend zu Trockenheit und Hitzewellen, was dem Getreide schadet. Dort müssen Landwirte vermehrt Nutzpflanzen anbauen, die Hitze und Trockenheit besser vertragen wie Mais und Sojabohnen.

Für den Klimaforscher von der Universität für Boden-kultur steht damit fest: die Erwärmung wird die agrarische Landkarte Österreichs neu zeichnen. Auch im Weinbau, der könnte sich zu kühleren Regionen ausdehnen, wie nach Oberösterreich. Und die Sorten werden sich verändern.

In Italien oder Spanien beliebte Sorten wie Shiraz könnten in 30 Jahren im Burgenland heimisch werden, dafür müsste der die Kühle liebende Grüne Veltliner in höhere Regionen ausweichen. Josef Etzinger sieht auch Anpassungsbedarf in der Tierzucht, kühlere Ställe werden gefragt sein.

Der Klimawandel wird kommen, die Landwirtschaft wird sich anpassen müssen. Von der Politik fordert der Experte mehr Beratung für Landwirte und eine bessere Vorsorge für Ernte-ausfälle, wie sie heuer teilweise schon verwirklicht wurde. Nicht nur dafür gibt es mehr Geld, sagt Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP): im Rahmen der ländlichen Entwicklung wird es verstärkt Bewässerungsmaßnahmen geben.

Weitere Maßnahmen will die Regierung im nächsten Jahr in einer neuen Klima- und Energiestrategie beschließen.