Roman von Alexandra Tobor

Jugendbuch des Monats: "Minigolf Paradiso"

Ein abenteuerlicher Familienzusammenführungstrip, der die 16-jährige Malina in die alte Heimat Polen führt.

"Eine ironisch-leichtfüßige Erinnerung an die 90er"
Karin Haller

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Alexandra Tobor, "Minigolf Paradiso", Roman, Rowohlt

Mit acht Jahren kam Alexandra Tobor von Polen nach Deutschland. Ihre Herkunft war schon Thema in ihrem ersten Buch "Sitzen vier Polen im Auto", in dem sie humorvoll über Einwanderung einer polnischen Familie nach Deutschland schrieb. Das Jugendbuch "Minigolf Paradiso" ist ihr zweites Werk.

Malinas Großvater Alois haust in einem Wohnwagen auf dem zur Ruine verkommenen Minigolf Platz in Castrop-Rauxel. Dort muss sie ihn aber erst finden, hat er doch vor zwanzig Jahren, noch vor ihrer Geburt, seinen eigenen Tod fingiert, damals, als sie alle noch in Polen lebten. Von einem Tag auf den anderen ist er nach Deutschland verschwunden, um dort reich zu werden und die Familie nachzuholen - ein Vorhaben, das gründlich gescheitert ist.

Weil die Ich-Erzählerin ihren Großvater wieder mit seiner Frau, ihrer Großmutter Rosa, zusammenbringen will, und er bei den falschen Leuten Schulden gemacht hat und abtauchen muss, fahren sie gemeinsam nach Polen. Im Verlauf der Reise entpuppt sich Aldi als begnadeter Fabulierer, der es schafft, sein denkbar unglamouröses Leben ins Phantastische, ja Magische zu überhöhen.

"Minigolf Paradiso" ist in seiner Vielschichtigkeit wie eine russische Matroschka-Puppe - ein pointierter, lustiger Schelmenroman. Alexandra Tobor reiht sich nahtlos ein in die Riege der großartigen Autorinnen und Autoren aus den ehemaligen Ostblockländern, die mit feingeschliffener Selbstironie ihr Herkunftsland genauso auf die Schaufel nehmen wie ihre neue Heimat: Radek Knapp aus Polen, Marina Lewycka aus der Ukraine, die viel zu früh verstorbene Sheila Och aus Tschechien.