Berlin: Kunstmesse ABC

Berlin zählt international zu den Städten mit der höchsten Galeriendichte. Ganze 400 Galerien gibt es in der deutschen Hauptstadt. Als Kunstmarkt-Hauptstadt gilt Berlin dennoch nicht, eher schon als Künstlerstadt. Das soll die Berliner Kunstmesse ABC ändern, die noch bis Sonntag stattfindet. Sie soll Sammler und Kuratoren an die Spree locken.

Daniel Knorr und Rosemarie Schwarzwälder

Daniel Knorr und Rosemarie Schwarzwälder

ORF/CHRISTINE SCHEUCHER

Morgenjournal, 17.9.2016

Aus Berlin,

Kunstmesse ABC in Berlin

Mit über 400 Galerien gehört Berlin international zu den Städten mit der höchsten Galeriendichte. Als Kunstmarkthauptstadt gilt die deutsche Hauptstadt trotzdem immer noch nicht, eher schon als Künstlerstadt. Bis Sonntag findet die Berlin Kunstmesse ABC statt. Sie soll Sammler und Kuratoren an die Spree locken.

Berlin als großes Kreativlabor, als Hinterhof, in dem die Kunst entsteht, die am internationalen Markt hoch gehandelt wird. Mit diesem Image lebt die deutsche Hauptstadt gut. Und tatsächlich: Die Sogwirkung, die Berlin auf Künstler und Künstlerinnen aus aller Welt ausübt, bleibt ungebrochen. Junge Künstler kommen hierher, aber auch internationale Stars wie Olafur Eliasson, oder Aiweiwei haben in Berlin ihre Ateliers. In den vergangenen Jahren haben sich zwar immer mehr Sammler und Sammlerinnen in Berlin prestigeträchtige Privatmuseen eingerichtet – allen voran der Werbefachmann Christian Boros, der ein Museum in einem Bunker aus dem 2. Weltkrieg eröffnet hat – eine Sammlerhochburg ist Berlin aber trotzdem immer noch nicht. Die Berliner Kunstmesse ABC soll dabei helfen, das zu ändern. "Es gibt immer mehr Sammler, die nach Berlin ziehen. Es gibt immer mehr junge Leute, die anfangen hier vor Ort Kunst zu sammeln, aber Berlin ist natürlich nicht zu vergleichen mit Kunstmarktmetropolen wie New York, oder London“, so Maike Cruse, Direktorin der ABC.

"Es gibt immer mehr Sammler, die nach Berlin ziehen."

Mit rund 60 teilnehmenden Galerien ist die Berliner ABC im internationalen Vergleich eine kleine Messe. Auffallend hoch aber der Anteil österreichischer Galerien. Darunter die Galerie Nächst St. Stephan, die seit Jahren bei der Berliner Messe vertreten ist. „Für uns ist die Messe natürlich auch wichtig, weil viele Künstler hier leben. Egal ob sie aus Deutschland kommen, aus den USA, oder aus anderen Ländern. Wenn wir hier sind, können wir viele Künstler treffen“, so Rosemarie Schwarzwälder von der Galerie Nächst St. Stephan. Auf der Berliner ABC zeigt die Galerie Nächst St. Stephan eine Ausstellung, die eigentlich fast musealen Charakter hat. Der in Berlin ansässige Künstler Daniel Knorr ließ einen Einmann-Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg von Braunschweig zur Berliner ABC verfrachten und macht so ein funktionslos gewordenes Kriegsrelikt zum Ready Made.

Humorvolle Skulpturen von Erwin Wurm

Die Berliner Galerie Johann König präsentiert auf der ABC ihren neuen Star: den österreichischen Bildhauer Erwin Wurm. Seit diesem Jahr wird Erwin Wurm, der 2017 den österreichischen Pavillon bei der Biennale in Venedig bespielen wird, von der Galerie Johann König vertreten. Auf der ABC sind Wurms berühmte humorvolle Skulpturen zu sehen. Zum Beispiel: Ein Männchen aus vergoldeten Würsten mit dem Titel "Selbstporträt". Dass Johann König einen hochpreisigen Star wie Erwin Wurm auf der ABC zeigt, macht deutlich, dass Berlin längst nicht mehr nur ein Showroom der jungen und ganz jungen Kunst ist. „Das ist eigentlich unser erstes großes Projekt mit Erwin Wurm. Wir waren lange im Gespräch und haben jetzt die Zusammenarbeit begonnen. Ich glaube nicht, dass es immer noch stimmt, dass in Berlin alles jung und unentdeckt sein muss“, so der Galerist Johann König.