Till Brönner: Jazz vom Feinsten

Er zählt zu den bekanntesten Jazztrompetern des deutschsprachigen Raumes: Till Brönner spielte mit wichtigsten Jazzgrößen der USA und Europas und steht auch abseits der Musik regelmäßig in der Öffentlichkeit. Kürzlich erschien seine aktuelle CD "The Good Life".

Morgenjournal, 20.9.2016

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Till Brönner

So klingt die Leichtigkeit des Daseins

Leise und adrett kommt es daher, das "gute Leben" auf Till Brönners neuem Album. Im Quintett mit Gitarre, Bass, Piano und Schlagzeug frönt er singend und spielend der Leichtigkeit des Daseins ohne hörbare Ecken und Kanten.

Zart arrangierte Veredelungen bekannter Klassiker von George Gershwin oder Irving Berlin erklingen in rhythmischer Perfektion, ergänzt durch zwei Eigenkompositionen, alles leicht konsumierbar und fast schon zu sauber produziert. Es scheint, als wäre hier nichts dem Zufall überlassen. Doch der Schein trügt, beteuert Till Brönner, so sei die eine oder andere Nummer schon beim ersten Take entstanden, ohne Probe, aus der ersten Energie heraus.

Von der TV-Show bis ins Weiße Haus

Der Musiker beherrscht sein Handwerk also perfekt und weiß auch sonst genau, was er tut. Im April dieses Jahres war Brönner als einziger Musiker aus dem deutschsprachigen Raum auf Einladung von Barack Obama beim International Jazz Day im Weißen Haus zu Gast, neben Größen wie Herbie Hancock oder Aretha Franklin.

Begonnen hatte seine Laufbahn in diversen Schulbands, unter anderem mit dem späteren TV-Star Stefan Raab. Raab machte als kompromissloser TV-Entertainer Karriere, und auch Brönner fand den Weg in die Medien. Die Fachpresse erörtert seine Alben und Konzerte, der Feuilleton seinen außergewöhnlichen Ruhm und der Boulevard widmet sich bevorzugt dem Privatleben des attraktiven Mittvierzigers mit Dreitagesbart. 2010 war er auch als Juror einer Castingshow im deutschen Fernsehen engagiert: "Da war der Name Till Brönner plötzlich im Umlauf, was aber mit dem Erfolg meiner Musik nichts zu tun hatte. Im Gegenteil, ich konnte das gar nicht nutzen, also ging ich wieder zurück zu meinem Hauptberuf als Trompeter."

Brillant, aber glatt

Es geht auch ohne TV-Shows, nicht aber ohne Selbstvermarktung, wie allein das Booklet des neuen Albums zeigt. In wildromantischer Landschaft posiert der Musiker mit silberner Trompete und verklärtem Blick. Marketingtechnisch und musikalisch ist das neue Album vorzüglich geworden. Den Vorwurf, ein wenig zu glatt und stromlinienförmig zu klingen, muss sich Till Brönner bei aller künstlerischen Brillanz aber dennoch gefallen lassen.