"Offene Burg" für Menschen zwischen 5 und 99

Unter dem Titel "Offene Burg" hat das Wiener Burgtheater eine neue Programmschiene entwickelt, die vermehrt Menschen ansprechen soll, die das Haus bisher nur vom Vorbeigehen oder vom Hörensagen kannten: mit Theaterworkshops, Führungen hinter die Kulissen oder Aufführungen und Ferienworkshops für Kinder und Jugendliche, aber auch mit Performances in Gemeindebauten oder Schulen.

Burgtheater, innen

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Kulturjournal, 22.9.2016

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Burgtheater - Offene Burg

Aus der "Jungen Burg" wird ab dieser Spielzeit die "Offenen Burg", denn: "Ich habe bemerkt, dass auch bei Menschen mittleren Alters großes Interesse besteht. Darum haben wir beschlossen, die Burg nicht nur für alle Altersgruppen zu öffnen, sondern auch die Burg hinaus zu tragen", sagt Burgtheaterdirektorin Karin Bergmann.

Burgausflüge an den Stadtrand

"Stadtrecherche" nennt sich eines der zentralen neuen Projekte, mit dem das Burgtheater hinaus in die Randbezirke gehen will. Leiter des Programms ist der ehemalige Direktor des Schauspielhauses, Airan Berg, der für die offene Burg erstmals seit 2007 wieder nach Wien kommt.

Die Veranstaltungen sind eng an den laufenden Spielplan gekoppelt, der gewissermaßen punktuell vom Haus im Stadtzentrum in die Peripherie getragen wird. Der erste Ausflug führt in die Bezirke Floridsdorf und Donaustadt, mit im Gepäck diesmal die Orestie.

Partizipation und Integration

Zuschauen und Mitmachen für Menschen aller Altersgruppen, Herkunftsländer und Muttersprachen, lautet das ehrgeizige Ziel, sagt Renate Aichinger, Leiterin der "Offenen Burg": "Wir wollen auch Menschen ansprechen, die die Burg bisher nur aus dem Fernsehen oder vom Vorbeifahren kennen, die sich fragen, wo das Burgtheater überhaupt ist und wo man da hinein geht."

Niederschwelligkeit zum Kennenlernen

Dafür sei zunächst ein möglichst niederschwelliger Zugang vonnöten, das gilt besonders für die Workshops und Kurse, die in der Burg stattfinden, erklärt die Theaterpädagogin Anna Manzano: "Jeden Dienstagnachmittag treffen wir uns zum Beispiel vor dem Haus, jede und jeder kann kommen und dann gibt es eine Stunde Theater, Bewegung, Sprache und Ausdruck. Und wem diese kostenlose Veranstaltung zusagt, der kann dann verbindlichere Angebote in Anspruch nehmen."

Die Palette reicht vom wöchentlichen Theaterclub, in dem eine Spielzeit lang gemeinsam ein Stück erarbeitet wird, bis zur sonntäglichen Vorlesestunde für Kinder und Jugendliche, bei der Burgschauspielerinnen und Schauspieler aus ihren Lieblingsbüchern lesen. Pop-up-Performances zum Beispiel im Gemeindebau oder am Gürtel sollen Schranken abbauen und Neugier wecken.

Wochenende der offenen Tür zum Auftakt

Zum Auftakt öffnet die Burg am 1. und 2. Oktober ihre Pforten. Bei freiem Eintritt wird das Haus ein Wochenende lang vom Keller bis zu Dach bespielt. Die Kosten für die Programmschiene "Offene Burg" werden - ähnlich wie für die ehemalige "Junge Burg" - bei rund 250.000 Euro liegen. Als neuer Projektpartner konnte die Swarovski Foundation gewonnen werden, die unter dem Motto "Gratis ins Theater" 600 Jugendtickets, außerdem 15 Stipendien für den Theaterclub zur Verfügung stellt.