Bruce Springsteens Autobiografie "Born to Run"

Es ist ein Lied, das Bruce Springsteen bei fast jedem Konzert spielt, mit dem er 1975 den Durchbruch geschafft hatte, und nach dem er jetzt auch seine Autobiografie benannt hat: "Born to Run". 14 Monate bastelte Springsteen damals am gleichnamigen Album, und ähnlich akribisch ist er auch an seine Autobiografie herangegangen. Morgen erscheint sie.

Mittagsjournal, 26.9.2016

Nach wie vor ist Bruce Springsteen eines der größten Zugpferde im Stadion-Rockgeschäft. Auf seiner vor kurzem zu Ende gegangenen Tour, sahen ihn über zwei Millionen Fans weltweit, Einspielergebnis: 232 Millionen US-Dollar. Am vergangenen Freitag hat Springsteen seinen 67. Geburtstag gefeiert, und nicht nur das, er hat auch ein neues Album veröffentlicht: "Chapter and Verse", mit Aufnahmen aus den Jahren 1966 bis 2012, darunter fünf bislang unveröffentlichten Stücken. Ein Album, das dabei offiziell als "Audio Companion", als musikalischer Begleiter zu einer Autobiografie des Musikers vorgestellt wurde.

Der Autor Springsteen

Seit 2009 hat der Musiker an "Born to Run" geschrieben, ohne am Anfang zu wissen, wo ihn das Projekt hinführen würde. Das Ergebnis ist ein über 500 Seiten starker Streifzug durch Leben und Karriere Springsteens - geschrieben ohne Ghostwriter oder Gastautoren.

Springsteen beschreibt sich in "Born to Run" als Kind der Vietnam-Ära, aufgewachsen in einem Land, das die Unschuld der 1950er Jahre verloren hatte, und versucht dabei, wie in seiner Musik, nichts weniger, als die Kluft zwischen dem amerikanischen Traum und seiner Realisierbarkeit offenzulegen - er, der ihn selbst aus der Unterschicht kommend auf den Konzertbühnen ausgelebt hat.

Musikalische Begleitchronik

Es sind Geschichten und Anekdoten, mit seinen Alben als Leitfaden durch die Karriere, und dem jetzt erschienenen "Chapter and Verse" als musikalischer Begleitchronik, mit Kostproben auch aus den ersten Bandjahren: der Stadionentertainer und seine Anfänge im ungestümen Garagenrock.

Depressionen

Politische Gefühlslagen und zerbrochene gesellschaftliche Träume verstrickt Springsteen dann mit Privatem. Reflektiert die schwierige Beziehung zu seinem Vater und er schreibt über schwere psychische Probleme in den vergangenen Jahren. Depressionen, die seinen privaten Alltag komplett im Griff gehabt, sein musikalisches Schaffen aber nicht beeinflusst hätten.

Touren zur Selbstheilung

Und Springsteen beschreibt das Tourleben als Form der Selbstheilung. Seine Konzerte sind immer noch mehr als nur routinierte Rockshows, dauern nach wie vor bis zu vier Stunden. Darauf angesprochen und gefragt, ob er sich nicht langsam mit zwei stündigen Auftritten begnügen wolle, reagierte der 67-Jährige unlängst nur mit einem müden Lächeln. Die Springsteen-Show geht also weiter, vorerst mit einer Autobiografie. Die Vorbestellungen haben "Born to Run" bereits zum Bestseller gemacht.

Service

Bruce Springsteen, "Born to Run", Simon & Schuster
The Gurardian - Bruce Springsteen – five things we learned from his autobiography, Born to Run