Gidon Kremer eröffnet RSO-Saison
Das ORF RSO Wien gibt morgen Abend den offiziellen Auftakt zu seiner Saison im Wiener Musikverein. Schon heute ist es im Rahmen des RadiRo-Festivals in Bukarest zu Gast. Nicht nur das Programm ist mit der Uraufführung eines Auftragswerks des RSO bemerkenswert, sondern auch der Solist: Gidon Kremer kehrt nach jahrzehntelanger Abwesenheit als Solist auf das Podium des RSO zurück.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 29.9.2016
"Tückisch, aber mit Tiefe"
Gidon Kremer spielt Mieczyslaw Weinbergs Konzert für Violine und Orchester in g-Moll, und es ist noch nicht lange, dass er das tut. Er wundert sich selbst, diesen wichtigen Komponisten des 20. Jahrhunderts erst sehr spät entdeckt zu haben. "Es ist ein außergewöhnliches Werk. Ich sollte Weinberg für mich selber früher entdeckt haben. Als ich in Moskau studiert habe, bin ich ihm begegnet, aber seine Musik entging mir. Jetzt fühle ich mich nahezu dafür verantwortlich, so viel wie möglich für Weinberg zu tun", so Kremer.
"Das Konzert ist für einen Geiger tückisch zu spielen, aber es hat so eine Tiefe. Es ist ein Porträt unserer Zeit, mindestens der Zeit, in der Weinberg gelebt hat - aber das bedeutet nicht, dass es ein Dokumentarbericht ist, man muss es weiter verstehen. Musik ist etwas, das uns alle überlebt."
"In einer breiten Naturlandschaft"
Umrahmt wird Weinbergs Violinkonzert von der Uraufführung von Gerald Reschs "Inseln" - ein Auftragswerk des RSO Wien, das vom norddeutschen Wattenmeer inspiriert ist und dessen Instrumentierung, vier Schlagzeuger und vier Hornisten prägen das orchestrale Geschehen, bemerkenswert ist.
Zum Ausklang steht dann noch Jean Sibelius Symphonie Nr. 1 in e-Moll auf dem Programm. Cornelius Meister, Chefdirigent des RSO Wien: "Alle drei Kompositionen vereint eine besondere Innerlichkeit, die aber einerseits sehr ins Persönliche geht, aber andererseits den Eindruck vermittelt, als ob man sich tatsächlich in einer breiten Naturlandschaft befände."
Service
RadiRo-Festival in Bukarest
Dass das RSO im Rahmen des Internationalen Festivals der Rundfunk-Symphonieorchester in Bukarest ist, ist ein wichtiges Zeichen, denn zum dritten Mal empfängt Radio Romania heuer ausgewählte Radio-Symphonieorchester aus Europa und Asien, und wird so alle zwei Jahre zu einem weltweit beachteten Treffpunkt für Radio-Symphonieorchester. Das Wiener Konzert des RSO wird live aus dem Wiener Musikverein übertragen: morgen um 19.30 in Ö1.