Neue CD von "Amelie"-Komponist Tiersen
Der Franzose Yann Tiersen gab der "Fabelhaften Welt der Amelie" ihren Filmklang, ebenso der DDR-Satire "Good Bye, Lenin!". Ab heute ist sein neues Album erhältlich: "Eusa" - eine Hommage an die Heimatinsel des Komponisten in der Bretagne.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 3.10.2016
Musikalische Reflexion des Alltags
Tranceartig wandelt man in Gedanken über menschenleere Hügel und Küsten. An Stränden der keltischen See entlang, und wieder zurück auf weite Wiesen. Multiinstrumentalist Yann Tiersen formierte mit seinem Album eine Landkarte seiner Heimat mit Klängen der Natur und eines Solopianos.
"Ich glaube, es ist ungemein wichtig, sich mit der Landschaft in der man lebt zu verbinden - mit den Tieren, die dort leben. Ich baue Gemüse an, kümmere mich um meine Schafe, meine Ziegen - lebe ein einfaches Leben, und daraus entsteht meine Musik. Sie ist eine Reflexion meines Alltags. Das heißt, diese Landschaft inspiriert mich nicht nur. Es ist eher eine tiefe Verbundenheit, die ich fühle."
Klang der Insel
Es ist Tiersens erstes Album, das sich ausschließlich auf das Solopiano konzentriert. Eigentlich wollte der Komponist bloß eine Partitur veröffentlichen - jedem die Möglichkeiten geben, diese frei zu interpretieren. Dafür würde sich das Piano am besten eignen, erzählt er. Doch dann entstand doch ein Album daraus - mit zehn Musikstücken, die nach den Orten benannt sind, an denen der Bretone Geräusche der Natur aufgenommen hat.
"Aus diesen Geräuschen kreierte ich einen subtilen Drone, der sich durch das Album zieht und nur langsamer verändert - von einem Ort zum nächsten. Diese Passagen habe ich "Hent" genannt, das heißt Pfad auf bretonisch. Sie sind beinahe zwischen jedem Musikstück und geben den Klang der Insel wider. Darüber gelegt erklingen meine Improvisationen am Piano", erklärt Tiersen.
"Man kann Emotionen mit Musik kontrollieren, aber ich muss zugeben, dass ich das nicht will. Ich möchte keine Richtung vorgeben. Meine Intention war es, den Menschen einen Eindruck von den Orten zu geben, an denen ich lebe - die Schönheit der Instrumente und Musik der Natur."
Gewohnt wehmütig bleibt sich der Multiinstrumentalist musikalisch treu. Und obwohl dieses Gesamtwerk so minimalistisch anmutet, lässt sich, egal wie oft man die 18 Lieder hört, immer wieder etwas Neues entdecken, bis auch der letzte Winkel der Insel erforscht ist.