Egon Schiele im Film

Der österreichische Regisseur Dieter Berner hat - basierend auf einem Roman von Hilde Berger - Schieles Biografie auf die Leinwand gebracht. "Egon Schiele: Tod und Mädchen" lautet der Titel, angelehnt an ein gleichnamiges Gemälde des Künstlers.

Mittagsjournal, 3.10.2016

1918 starb der erst 28-jährige Egon Schiele an den Folgen der Spanischen Grippe. Bis dahin hatte er sich bereits als exzentrischer Künstler einen Namen gemacht und für seine Aktzeichnungen gleichermaßen Bewunderung und Anfeindungen geerntet. Frei von Kitsch und Verklärung erzählt Dieter Berner eine spannende Geschichte. Ende der Woche kommt der Film in die Kinos.

Exzentrischer Zeichner und Selbstinszenierer

Mit entschlossenen Bleistiftstrichen skizziert und ausdrucksstark koloriert, der Schambereich in expressiven Rottönen, so kennt man Schieles Frauen- und Mädchenakte, die heute bei Auktionen Höchstpreise erzielen. Dem jungen Schiele hingegen brachten sie Anfang des 20. Jahrhunderts Missbrauchsvorwürfe und eine Gefängnisstrafe ein, wegen "Verbreitung unsittlicher Zeichnungen". Eine dieser Zeichnungen, Stein des Anstoßes, wurde noch während der Verhandlung im Gerichtssaal verbrannt.

Regisseur Dieter Berner zeigt Schiele als einen exzentrischen jungen Menschen, der unablässig wie besessen zeichnet und malt und der seine Modelle ebenso wie sich selbst in expressiver Gestik und Körperhaltung vor dem Spiegel in Szene setzt.

Der Film setzt kurz vor dem Tod des Künstlers ein und schildert in Rückblenden das kurze, aber intensive Leben des Künstlers. Seine Zeit in Krumau und Neulengbach, seine schwierige Familiengeschichte und seine Freundschaft zu seinem Mentor Gustav Klimt.

Zugang über Frauenfiguren

Wie die Romanvorlage nähert sich der Film dem Künstler über die wichtigsten Frauenfiguren aus seiner Umgebung: Schieles jüngere Schwester Gerti, seine Ehefrau Edith Harms - und vor allem Wally Neuzil, Schillers Geliebte und Gefährtin über viele Jahre, die für ihn posiert und in wilder Ehe mit ihm zusammenlebt.

Intensive Vorbereitung auf den Dreh

Ein Jahr lang hat Berner mit den drei jungen Hauptdarstellern - Noah Saavedra als Schiele, Maresi Riegner als Gerti und Valerie Pachner als Wally Neuzil - an deren Rollen gearbeitet. Saavedra erzählt, er habe neben Schieles Bildern in dieser Zeit besonders die körperlichen Eigenheiten des Malers studiert, um dessen Körperbewusstsein zu erfahren und nachzuempfinden.

Kitschfreier Blick auf spannendes Künstlerleben

Diese intensive Vorbereitungszeit macht die Figuren nahbar und glaubwürdig. In sparsamer, durchaus konventioneller filmischer Erzählweise richtet der Film den Blick von außen auf Schieles außergewöhnliche Lebens- und Arbeitswelt. Es ist ein neugieriger Blick, der seinerseits große Neugier weckt und es schafft, frei von Kitsch und Verklärung eine spannende Geschichte zu erzählen.