Irrwitzige Komödie "Die Welt der Wunderlichs"
Es scheint wie die logische Fortsetzung des Filmerfolgs "Toni Erdmann", in dem es um eine schwierige Vater-Tochter-Beziehung geht: Die schweizerisch-deutsche Komödie "Die Welt der Wunderlichs", abermals mit Peter Simonischek, geht jedoch noch einen Schritt weiter - hier erlebt man gleich ein ganzes Geflecht familiärer Probleme. Genussvoll, übertrieben und irrwitzig porträtiert Regisseur Dani Levy die Abgründe des Menschen.
8. April 2017, 21:58
Hyperaktiv, manisch-depressiv, bipolar
Die Welt der Mimi Wunderlich ist anstrengend: Der Vater ist manisch-depressiv, die Mutter bipolar. Die Schwester egozentrisch. Der Ex-Mann versoffen und der siebenjährige Sohn ist hyperaktiv.
Der Schweizer Regisseur Dani Levy trägt gewollt zu dick auf. Psychische Erkrankungen, hätten seiner Meinung nach nur oberflächlich keinen Platz in der Gesellschaft. Sie seien schon lägst Teil unseres Lebens. "Und das will ich ernsthaft und zugleich ermutigend zeigen. Außerdem wollte ich endlich wieder einen Film mit einer weiblichen Hauptrolle machen. Einen Film über eine alleinerziehende Mutter, einer starken Frau, die auch andere Frauen - ob alleinerziehend oder nicht, älter oder jünger - berührt", sagt Levy.
Reinigender Road-Trip
Von Katharina Schüttler gemimt, kreist die Familie gleich Geier um die kränkliche Mimi. Dem Nervenzusammenbruch nahe, wird sie plötzlich zu einer Schweizer Casting-Show eingeladen. Der Wunsch, alleine nach Zürich zu fahren wird erwartungsgemäß überhört, und es beginnt ein nicht ganz gewohnt beschwingter, aber die Seele reinigender Road-Trip.
Neben statistenartigen Auftritten von Arabella Kiesbauer als Moderatorin und Thomas Anders als Jury-Mitglied der Casting-Show, sind es vor allem Hannelore Elsner und Peter Simonischek die in ihrem Spiel hervorstechen - auch wenn ihre Figuren wie eine Karikatur psychisch erkrankter Menschen erscheinen.
Übertrieben und irrwitzig
Regisseur Dani Levy spitzt die Charaktere aufs Äußerste zu. Schrammt nur knapp an der Persiflage psychischer Krankheiten vorbei, und porträtiert seine Sicht auf die Abgründe des Menschen so genussvoll, übertrieben und irrwitzig, dass einem das bloße Beobachten der Familie Wunderlich den letzten Nerv raubt.