Hosea Ratschiller und RaDeschnig auf einer einsamen Straße am Stadtrand

Peter Sihorsch

Kabarett

Salzburger Stier 2017 an Hosea Ratschiller

Die Gewinner des Salzburger Stier 2017 stehen fest: Preisträger sind der Österreicher Hosea Ratschiller, Helmut Schleich aus Deutschland und für die Schweiz Hazel Brugger. Der renommierte Radio-Preis für deutschsprachiges Kabarett ist mit je 6.000 Euro dotiert und wird beim Kabarettforum Salzburger Stier, das von 5. bis 6. Mai im schweizerischen Schaffhausen stattfindet, überreicht. Gastgeber ist der SRF.

Hosea Ratschiller für Österreich

Der gebürtige Kärntner gilt als österreichischer Humorexperte mit Nachhaltigkeitsgarantie. In seiner aktuellen Collage "Der allerletzte Tag der Menschheit (Jetzt ist wirklich Schluss!)" beschreibt Hosea Ratschiller voll Ironie und schwarzem Humor, wie diese allerletzten 24 Stunden in Österreich verlaufen könnten. Dafür erweckt er 43 höchst unterschiedliche Charaktere zu einem äußerst bühnenwirksamen Eigenleben (Musik: Duo RaDeschnig). Für diese Satire zum Zustand des Wesens "Österreich", die mit intelligentem Witz, scheinbar spielerisch, die Abgründe in unserer Gesellschaft und Gegenwart aufspürt, verleiht die Jury Hosea Ratschiller den Salzburger Stier 2017 für Österreich.

Inszeniertes Polizeifoto

"Natürlich ist auch bei uns nicht alles optimal gelaufen", antwortete Karl Habsburg, angesprochen auf den Ersten Weltkrieg. Diese Worte des Kaiserenkels inspirierten Hosea Ratschiller zu einer satirischen Collage "Der allerletzte Tag der Menschheit (Jetzt ist wirklich Schluss!)"

Ingo Pertramer

Erster Weltkrieg

"Das muss man einwirken lassen..."

Den gebürtigen Kärntner haben schon immer innovative Satire-Experimente interessiert. Seine humoristische Laufbahn beginnt Hosea Ratschiller im "Club Karate", einer satirischen Wochenrevue auf dem freien Radiosender Orange. 2003 wird er österreichischer Meister im Poetry-Slam und bald darauf FM4-Ombudsmann. "Liebe Krise" ist der Titel seines ersten Soloprogramms, das er 2009 vorstellt.

Gemeinsam mit Martin Puntigam entwickelt er im selben Jahr das Radiosatire-Magazin "Welt Ahoi!", das die 1978 von Gerhard Bronner und Peter Wehle aus der Taufe gehobene Kabarettsendung "Guglhupf" ablöst und für knapp 14 Monate jeden Sonntag in Österreich1 ausgestrahlt wird. Weitere Soloprogramme sind "Das gehört nicht hierher", "Heute: Hosea Ratschiller" und "Doppelleben".

Helmut Schleich

MARTINA BOGDAHN

Der 1967 in Schongau geborene Helmut Schleich verbindet scharfe politische Satire mit höherem Unfug und eindrucksvollem Typenkabarett. Egal ob auf der Bühne, in Radio-Kolumnen oder als Gastgeber seiner TV-Sendung "SchleichFernsehen".

Helmut Schleich für Deutschland

Scharfe politische Satire mit eindrucksvollem Typenkabarett verbindet Helmut Schleich - egal ob auf der Bühne, in Radio-Kolumnen oder als Gastgeber seiner TV-Sendung "SchleichFernsehen". In seinem aktuellen Bühnensolo lädt Schleich zu einem "Abend voller Geständnisse" und zieht alle satirischen und parodistischen Register - "Ehrlich". Dabei nimmt der Münchner seine Zuschauer mit auf eine abenteuerliche Reise in die Tiefen der deutschen Befindlichkeit und führt ihnen ganz nebenbei die Absurditäten des menschlichen Wesens vor Augen.

Begonnen hat Helmut Schleich seine Karriere 1983 im Ensemble "Kabarett Fernrohr" mit Andreas Rüttenauer und Christian Springer. Seine preisgekrönten Soloprogramme "Brauereifrei", "Das Auge isst man mit", "Mutanfall" und "Der allerletzte Held" gelten als Meilensteine des Typenkabaretts, "Nicht mit mir" wurde 2013 mit dem Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte "Kabarett" ausgezeichnet.

Ehrlich

Ehrlichkeit ist ein Minenfeld - und kein Räumkommando weit und breit.

Seit 2011 empfängt er als Gastgeber seiner Sendung "SchleichFernsehen" im Bayerischen Fernsehen namhafte Kollegen aus der Kabarettszene. Schleich selbst wiederum ist regelmäßig zu Gast in satirischen Sendungen wie "Schlachthof", "Mitternachtsspitzen" oder "Grünwald Freitagscomedy". Darüber hinaus engagiert er sich beim Münchner Wettbewerb "Kabarett Kaktus" gemeinsam mit Christian Springer schon seit vielen Jahren für den Kleinkunst-Nachwuchs.

Hazel Brugger für die Schweiz

Mit Hazel Brugger, geboren 1993 in San Diego, Kalifornien, aufgewachsen in Zürich, steht ein fieser Charakter auf der Bühne. Als Kabarettistin, Slam-Poetin oder Moderatorin eigener Talk-Shows seziert Brugger mit chirurgischer Präzision die Gesellschaft. Seit ihren ersten Auftritten 2010 hat Brugger eine Blitzkarriere hinter sich. Sie schreibt mitleidlose Kolumnen, gewinnt die Schweizer Slam-Poetry-Meisterschaft, einen Nachwuchsjournalistinnen-Preis und tourt aktuell mit ihrem Bühnenprogramm "Hazel Brugger passiert" durch den ganzen deutschsprachigen Raum.

Hazel Brugger

Ihre Fangemeinde kennt Hazel Brugger mittlerweile aus der "heute-show" im ZDF, aus "Nuhr im Ersten" oder aus der "Anstalt". Niemand möchte den Moment verpassen, wenn sich ihr lakonischer Zynismus in süßsaure Poesie auflöst.

PETER HAUSER

Die Jugend

"In der Jugend läuft nichts gut, denn hier ist der unvermeidliche beschissene Wartesaal zwischen Flachbrüstigkeit und Gesiezt-Werden."

36. "Stier"-Ausgabe in Schaffhausen

Der Salzburger Stier wird seit 1982 jedes Jahr an Kabarettistinnen und Kabarettisten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz verliehen - 2017 bereits zum 36. Mal. Dieser Radio-Kabarettpreis ist nicht nur eine der begehrtesten Auszeichnungen für Satire, sondern auch die größte Radio-Koproduktion im Bereich Unterhaltung. Nicht weniger als elf Radiostationen arbeiten für den Salzburger Stier eng zusammen: ORF, SRF, sieben ARD-Sender, Deutschlandfunk sowie die RAI Südtirol.

Kabaretistinnen auf der Bühne

Knuth & Tucek beim Eröffnungsabend des Kabarettforums Salzburger Stier 2017

Thomas Züger

Eröffnungsabend mit "Veto!"

Zum Auftakt des Salzburger Stier 2017 im Stadttheater von Schaffhausen laden am 5. Mai die fünf wortgewaltigen Satirikerinnen Stefanie Grob, Knuth & Tucek, Lara Stoll und Christine Prayon zum Widerspruch ein: "Veto!" lautet das Motto des Abends. Ö1 übertrug live.

Preisverleihung

Die Preisverleihung findet am Samstag, den 6. Mai statt. An diesem Abend unterhalten die "Stier"-Preisträger mit Auszügen aus ihren aktuellen Programmen. Beide Abende moderiert der Schweizer Kabarettist und Schriftsteller Gabriel Vetter, der 2006 mit dem Salzburger Stier ausgezeichnet wurde. Beide Abende sind via Video Live Stream auf http://www.salzburgerstier.org/ zu sehen. Porträts der Ausgezeichneten sendet Ö1 im Rahmen des "Kunstsonntags": Hosea Ratschiller mit "Der allerletzte Tag der Menschheit (Jetzt ist wirklich Schluss!)", Musik: RaDeschnig am 14. Mai, Hazel Brugger mit "Hazel Brugger passiert" am 21. Mai und Helmut Schleichs Programm "Ehrlich" am 28. Mai.