Ö1 gehört gehört
Hilde Dalik
Im Prinzip hab ich Ö1 immer schon gehört, als Kind allerdings nur passiv bei den Großeltern. Noch heute erinnert mich Ö1 an diese Zeit bei Oma in der Küche beim Radiohören. Am Frühstückstisch bei meinen Eltern gab es auch nur eine FM-Frequenz. Sie wollten beim Ö1 Hören nicht gestört werden – ich wurde vor die Wahl gestellt: "Entweder mithören, oder was anderes machen."
13. September 2024, 12:51
Hilde Dalik, Schauspielerin
LUKAS BECK
Nach meiner Matura wurde ich dann zur aktiven Ö1 Hörerin. Obwohl ich nicht mehr so früh aufstehen musste, versuchte ich, die Journale in der Früh akustisch zu erwischen. Immer ist es mir nicht gelungen.
Aufgrund meiner Arbeit hör ich Ö1 mittlerweile eher zufällig; außer ich lese zufällig von einem interessanten Thema z.B. im Journal-Panorama. Ich hör Ö1 sehr gerne in der Badewanne, da komme ich zur Ruhe. Wenn sich’s zeitlich leicht ausgeht, geh ich auch gern später baden, wenn die Oper läuft. Autofahrten richte ich teilweise nach dem "Mittagsjournal" ein. Das "Ö1 Quiz" gehört auch zu meinen Lieblingen; im Auto rate ich lautstark mit. Das artet manchmal fast in Stress aus: Wenn man nachdenkt, hat man meistens auch schon verloren.
Die Sendung "Ö1 bis Zwei" mag ich nicht. Da ist mir zu viel klassische Musik für die Tageszeit. Wenn ich mein Radio zu der Zeit aufdrehe, ist es für mich lediglich ein Indiz, dass es schon eins ist, und ich das "Mittagsjournal" verpasst hab. Experimentalmusik hasse ich -da bekomme ich das Gefühl, ich werde heimgesucht. In meinem Badezimmer befindet sich der Lichtschalter direkt neben dem Radioschalter; wenn ich nachts heimkomme, drehe ich manchmal versehentlich das Radio auf und mir springt eine verstörende Ansammlung von Geräuschen entgegen. Wie gesagt, ich hasse es.
Insgesamt find ich Ö1 aber super, so wie es ist. Das kann eigentlich alles so bleiben. Der Sender ist nicht tendenziös und man hat das Gefühl, sich selber eine Meinung bilden zu können. Ich will nicht reingedrückt bekommen, was ich zu denken und zu glauben habe.
Für mich ist Ö1 ein Luxus, den ich vielleicht gar nicht genug würdige; wie Wasser aus der Leitung -essenziell, aber oft zu wenig wertgeschätzt.
