La La Land. Frischer Wind für altes Genre

Sieben Wochen vor der Oscar-Verleihung hat die Musical-Romanze "La La Land" bei den Golden Globes sieben Preise abgeräumt - das ist neuer Rekord.

Golden-Globe-Verleihung

Ryan Gosling und Emma Stone konnten für ihre Darstellungen in "La La Land" auch die Darsteller/innenpreise entgegennehmen.

APA/AFP

Morgenjournal, 9.1.2017

Der alte Rekord von sechs Golden Globes für "Einer flog über das Kuckucksnest" und "Midnight Express" ist übertroffen: Die Musicalromanze "La La Land" mit Ryan Gosling und Emma Stone in den Hauptrollen räumte Sonntagabend (Ortszeit) bei den Golden Globes sieben Preise ab. Leer ging indes die Vater-Tochter-Geschichte "Toni Erdmann" der deutschen Regisseurin Maren Ade mit dem österreichischen Schauspieler Peter Simonischek in der Titelrolle aus.

"La La Land", mit diesem Spitznamen wird die Stadt Los Angeles immer wieder bedacht, auch im Sinne eines Ortes, an dem die Realität gerne ausgeblendet und durch Träumerei ersetzt wird. Genau darum geht es auch im Filmmusical "La La Land", das diese Woche in die heimischen Kinos kommt. Wie Traum und Wirklichkeit von zwei Menschen nicht zuletzt durch die Liebe durcheinander geraten, das erzählt der erst 31-jährige Regisseur Damien Chazelle nicht nur im Stil eines klassischen Hollywood-Musicals.

Tanzendes Paar

Summit Entertainment, LLC

Los Angeles, die Stadt der Sterne, und die Stadt der Stars im show-Business. Die einen lassen sich im Planetarium, dem Griffith Observatory beobachten, die anderen in den Filmstudios. In einem davon arbeitet Mia (Emma Stone), als Kellnerin im Coffee-Shop. Freilich will auch sie nach oben, zu den Stars, nach den Sternen greifen. Doch der Karriereweg ist mühsam, ein Vorsprechen folgt auf das Nächste, eine Enttäuschung der anderen, doch jeder Demütigung auch eine neue Hoffnung.

Jazzliebhaber der alten Schule

Mia, die Hollywood-Möchte-Gern-Aufsteigerin und Sebastian (Ryan Gosling), der Pianist und Jazzliebhaber der alten Schule mit dem Traum vom eigenen Jazz-Club. Ein Paar, das sich aneinander reibt, erst finden muss, und dabei auch jeder sich selbst. "Um die Balance zwischen Leben und Kunst auszuloten, ist gerade das Musical ein passendes Vehikel", meint Regisseur Damien Chazelle.

Faule Kompromisse

Doch die Wirklichkeit nagt nicht nur an den Träumen, sondern auch an der Liebe und so erzählt Regisseur Chazelle von unwiderruflichen Entscheidungen im Leben, die Gewinn und Verlust zugleich bedeuten, aber auch vom Geld, das einem die Ideale abkauft, von den faulen Kompromissen im Verhältnis von Kunst und Kommerz. Den Freejazz möge sich Sebastian bitte sparen, ermahnt der Restaurantbesitzer seinen Barpianisten.

Fred Astaire und Ginger Rogers revisited

Auch stilistisch gibt Regisseur Damien Chazelle den Jongleur. Retro-Charme ohne nostalgische Anbiederung, Huldigung an das Analoge in Musik und Kino, also Plattenspieler und Kreisblende, ohne das Digitale zu verteufeln, schließlich die Wiederauferstehung von Fred Astaire und Ginger Rogers mit Ryan Gosling und Emma Stone als klassischem Hollywood-Paar.

Modernisierungsschub

Das Drama im Märchen und umgekehrt, die Leichtigkeit im Ernsthaften, feinsinniger Humor in den kleinen Tragödien des Alltags und den größeren des Lebens. "La La Land" verpasst dem Genre Muiscal durch kluge Unaufdringlichkeit einen Modernisierungsschub. Eine echte Herausforderung für Menschen mit hartnäckiger Musical-Phobie.