"Die schönen Tage von Aranjuez" in 3D
Der deutsche Filmemacher Wim Wenders hat in Zusammenarbeit mit Peter Handke dessen Text "Die schönen Tage von Aranjuez" verfilmt. Das Besondere: Dieser höchst anspruchsvolle Text wurde in 3D verfilmt.
8. April 2017, 21:58

POLYFILM VERLEIH
Drei Personen in einem Sommerhaus bei Paris: Der Schriftsteller schreibt in die alte Schreibmaschine und man sieht ihm zu beim Erfinden des Textes für den Mann und die Frau, die draußen auf der Terrasse sitzen.
Auf dem Tisch ein Apfel, die Assoziation Adam und Eva. Beim vergangenen Filmfestival in Venedig erklärte Wim Wenders bei der Pressekonferenz es gehe um die Geschichte der Menschheit als Differenz zwischen Mann und Frau.
Wim Wenders: Handke verfilmt
2012 ist die Uraufführung von Peter Handkes Werk "Die schönen Tage von Aranjuez" durchgefallen. Wim Wenders hat daraus jetzt einen Film gemacht - und das gleich in 3D. Ende dieser Woche läuft der Film in den Kinos an.
Morgenjournal
Die Archetypen von Mann und Frau
Das höchstpoetische Drama von Peter Handke "Die schönen Tage von Aranjuez", dessen Uraufführung Luc Bondy am Burgtheater leider in den Sand setzte, bezieht sich auf die ersten Sätze von Schillers Drama "Don Carlos". Die Erzählung Peter Handkes über eine Wanderung dort im Wald bilden ein Zentrum des Stück.
Als Handke Wender das Stück vor einigen Jahren zum Lesen gab, mochte er es sofort, weil es die Frage über die Archetypen Mann und Frau aufwarf.
Gastauftritte von Handke und Nick Cave
Peter Handkes Frau Sophie Semen spielt die weibliche Rolle, Redah Kateb die männliche, und Norman Hacker, der bekannte Theaterschauspieler, ist der Schriftsteller. Wender nutzt alle herkömmlichen Möglichkeiten des Films, da gibt es Musik von Lou Reed, Nick Cave hat einen Gastauftritt und Peter Handke himself schaut als Gärtner vorbei.
Sich einlassen und Zeit haben
Und er nützt die3D Technik. Der Kinobesucher mit der 3D Brille auf der Nase fühlt sich wie in einem Theater oder eben wie in diesem paradiesischen Garten, hoch über Paris, an einem Sommertag, er kann die Bäume fast berühren, sieht das Haar der Hauptdarstellerin plastisch zum Greifen nahe.
3D ist natürlich eine höchst ungewöhnliche Technik für einen so theatralischen oder poetischen Stoff. Es geht hier nicht um Monster oder Animationen, sondern um pure, spröde Poesie. Man muss sich darauf einlassen, Zeit haben, sonst wird es nichts. Reine Filmfreaks könnten enttäuscht sein. Für Handke und Theaterfans könnten "Die schönen Tage von Aranjuez" aber ein Erlebnis der ganz besonderen Art werden.
Der Film läuft Ende der Woche an.