Das Museum Angerlehner bei Wels
Privat gesammelt - öffentlich gezeigt
In den USA haben sie Tradition: Private Museen erbaut von Sammlern, die ihr Kunstsammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen und sich mit einem Museumsbau wohl auch selbst ein Denkmal setzen. Aus der Privatsammlung des Industriemagnaten Solomon R. Guggenheim wurde mittlerweile ein Museums-Imperium mit Standorten in Bilbao und Venedig. Die meisten Sammler packen freilich kleinere Brötchen.
8. April 2017, 21:58

Kuratorin Angela Stief und Heinz J. Angerlehner
ORF/CHRISTINE SCHEUCHER
Kulturjournal, 22.2.2017
Traditionell werden europäische Museen von der öffentlichen Hand finanziert: Seit den 1990er Jahren entstehen aber auch in unseren Breiten immer mehr Privatmuseen. Auch in Österreich! Eines davon ist das Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels. Seit 2013 präsentiert der Unternehmer Heinz J. Angerlehner seine Kunstsammlung in den Räumlichkeiten einer umgebauten Montagehalle.
In Wels müsste man sein
Man muss also nach Wels fahren, genauer ins Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels, um eine der größten säulenfreien Ausstellungshalle Österreichs zu sehen. Und diese ist zugegebenermaßen beeindruckend. 1.200 qm groß, lichtdurchflutet, ohne Pfeiler oder Stützen, die die Sicht auf die Kunst stören. "Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was mein Lieblingswerk ist. Es gibt zu viele", sagt Heinz Angerlehner, bis 2007 CEO des weltweit operierenden Unternehmens Ferro-Montagetechnik, das Industrieanlagen auf der ganzen Welt gebaut hat.
Die geheime Leidenschaft des Unternehmers ist die Kunst. Seit über 30 Jahren sammelt er. Der Schwerpunkt der Sammlung, die über 2.500 Werke umfasst: Die österreichische Malerei. Darunter große Namen wie Markus Prachensky, Gunter Damisch oder Herbert Brandl. Für die Sammlung Angerlehner baute das oberösterreichische Architekturbüro Wolf Architektur eine ehemalige Industriehalle in ein Museum für zeitgenössische Kunst um. Ein zeitgeistig, puristischer Museumsbau mitten in der Peripherie.
Drei Farben Rot
Im Hauptraum des Museums ist aktuell eine große Ausstellung zu sehen, die sich einem vergessenen Pionier der Moderne, Rupprecht Geiger, widmet. Monochrome Farbmeditationen rund um die Farben Rot und Magenta sind das Markenzeichen des deutschen Malers. Wer beim Anblick dieser Arbeiten an Mark Rothko und die Farbfeldmalerei denkt, hat die richtige Fährte aufgenommen.
"Rupprecht Geiger hat sich, was die Farbfeldmalerei betrifft, sehr verdient gemacht. Man kann seine Arbeiten mit der US-amerikanischen Farbfeldmalerei, die ein Teil des abstrakten Expressionismus gewesen ist, vergleichen. Die Farbfeldmalerei hatte in den Staaten ihren Hähepunkt in den 1960er Jahren, Rupprecht Geiger hat sie zur selben Zeit in Europa etabliert", sagt Angela Stief, Kuratorin der Rupprecht-Geiger-Schau, die aktuell im Museum Angerlehner zu sehen ist. Eine Ausstellung von fast musealem Ausmaß. Die gezeigten Werke stammen übrigens nicht aus der Sammlung Angerlehner. Sie sind Großteils Leihgaben aus dem Münchner Geiger-Archiv.
Soll der Staat einspringen?
Im September 2013 öffnete das Museum Angerlehner seine Pforten. Mit den Besucherzahlen ist Museumsgründer Heinz Angerlehner etwas mehr als drei Jahre später nicht zufrieden. Den Betrieb des Hauses mit 13 permanent Beschäftigen finanziert Angerlehner ausschließlich aus eigener Tasche. Doch der Sammler würde sich öffentliche Zuwendungen wünschen. Eine Grundsatzfrage: Soll der Staat einspringen, wenn gemeinnützige private Initiativen in einen finanziellen Engpass kommen? Oder polemisch formuliert: Ist es gerechtfertigt, wenn der Steuerzahler für Prestigeprojekte Privater aufkommt? "Viele Besucher sagen, dass dieses Museum in New York, in London, in Paris, oder Hong Kong stehen könnte. Die Politiker müssten auch ein Herz für Private haben, die ein Museum gebaut haben. Aber die schauen weg, die sagen: Ein Privater bekommt keine Unterstützung", sagt Heinz Angerlehner.
In Österreich wurde die Causa "Essl-Museum" möglicherweise zum Präzedenzfall. Am 1. Juli 2016 musste das Privatmuseum von baumax-Gründer Karlheinz Essl in Klosterneuburg schließen, nachdem die baumax-Gruppe in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Karlheinz Essl erklärte, er könne den Museumsbetrieb aus eigenen Mitteln nicht mehr finanzieren. Ein Förderansuchen, das den Bestand des Museums gewährleisten hätte, wurde vom Bund abgelehnt. Heute dient das Museum in Klosterneuburg als Lager. Die Sammlung Essl hingegen geht – wie erst vergangene Woche bekannt gegeben wurde – als Dauerleihgabe an die Albertina. Seitdem das Essl Museum seine Pforten geschlossen hat, gehört das Museum Angerlehner neben dem Museum Liaunig im Kärtner Neuhaus zu den größten Privatmuseen Österreichs ist.
Die Finissage der Ausstellung "Lichtjahr" findet diesen Sonntag ab 16.00 statt. Die nächste große Ausstellung im Museum Angerlehner widmet sich dem österreichischen Maler Franz Grabmayr.