Belvedere: Opulente Mode im Winterpalais

"Vulgär? - Fashion Redefined" heißt die neue Ausstellung im Winterpalais des Belvedere, in der es um den guten Geschmack in der Mode geht. Zu sehen sind Barockgewänder und Haute Couture von führenden Designern wie Christian Dior, Louis Vuitton oder Vivienne Westwood.

Ausstellungsansicht The Vulgar. Fashion Redefined, Barbican Centre, London

BARBICAN CENTRE

Mittagsjournal, 1.3.2017

Der modische Exzess

Diese Schau feiert die Extravaganz, den modischen Exzess. Ein über und über goldbesticktes Barockkleid mit extrem ausladendem Reifrock prangt da etwa neben einem ebenso reich floral bestickten Herrenanzug aus dem Hause Gucci. Die perfekte Kulisse dafür: das Barockpalais des Prinzen Eugen in der Himmelportgasse. Dass die Originalgewänder aus der Barockzeit hier optimal zur Geltung kommen, versteht sich von selbst. Das trifft aber auch auf die jüngere Mode zu, die immer wieder Zitate von opulenten Barockgewändern aufgreift.

Sind vulgär immer nur die anderen?

Hinter das Wort Vulgär hat der Ausstellungsmacher gezielt ein Fragezeichen gestellt. Denn was heißt vulgär? Das sind doch immer nur die anderen. Bezeichnet Vulgarität die Anmaßung und den Ehrgeiz der Vermögenden, die sich mit eigenen Dresscodes von der Unterschicht abgrenzen wollen? Oder ist es die Impertinenz der Unterschicht, die sich an diese Dresscodes nicht halten will?

Könnte man vulgär auf gut Österreichisch einfach mit ordinär übersetzen? Vielleicht, wenn mit vulgär einfach das Nachgemachte, nicht Authentische gemeint ist. Und das beginnt bei den billigen Imitaten: Gold, das kein Gold ist, Silber, das kein Silber ist, Glasperlen, die sich als Edelsteine ausgeben, Stoffe, die wie Seide glänzen aber keine Seide sind.


Imitate machen opulenten Auftritt erschwinglich

Solche Imitate lassen die Klassengrenzen verschwimmen aber nur für die, die nicht sehen was gut und teuer ist. Hier sieht man es: Der Inbegriff der Eleganz: ein weißes Tunikakleid der Modekünstlerin Elsa Schiaparelli, das an ein Gewand aus der griechischen Klassik erinnert.

Als Kontrast dazu: ein Evakostüm von Vivienne Westwood, das aus einem fleischfarbenen, fast unsichtbaren Overall besteht, der an der richtigen Stelle ein funkelndes Feigenblatt aufweist. Weiters Pailletten und Flitter, Federn, Farben und dramatische Formen.

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Eine Frage der Einstellung

Coco Chanel brachte die Frage einmal so auf den Punkt: Vulgarität und der sogenannte "gute Geschmack" sind letztlich Einstellungssache. Der Psychoanalytiker und Bestsellerautor Adam Phillips, der die Saaltexte verfasst hat, kommt zu dem Schluss: Mode kann Selbstinszenierung sein, Manipulation oder Schutzschild. Wer hätte das gedacht?

Ganz sicher ist derart opulente Mode aber eine Augenweide. Vor allem in einem Barockpalais.

Service

Belvedere - Vulgär? - Fashion Redefined
3. März bis 25. Juni 2017