Wilfried Scheutz

APA/HELMUT FOHRINGER

Nachruf

Austropop-Legende Wilfried gestorben

Mit Hits wie "Mary, oh, Mary", "Lass mi bei dir sein" oder "Ikarus" galt Wilfried als eine der Säulen des Austropop, eine Schublade, mit der er allerdings wenig anfangen konnte. Erst im Juni und schon gezeichnet von seiner Krankheit hat Wilfried Scheutz wie er mit bürgerlichem Namen hieß mit "Gut Lack!" ein neues Album vorgelegt. Am gestrigen Sonntag ist er mit 67 Jahren seiner Krebserkrankung erlegen.

Mittagsjournal, 17.7.2017

Wolfgang Popp

Einfach ist es nicht, wenn der größte Erfolg gleich am Anfang der Karriere steht. Wilfried war gerade 23, als die Single "Mary, oh Mary" die Hitparaden hochkletterte. In die Fahrwasser des Erfolgs einzuschwenken, war aber ohnehin Wilfrieds Sache nicht, das Wedeln zwischen den musikalischen Genres hingegen sehr wohl. "Bei mir klingt keine Platte wie die vorige, weil der Einfluss der Zeit mich zwingt, mich zu verändern", so Wilfried in einem Interview.

Mittagsjournal, 17.7.2017

Studiogespräch: Walter Gröbchen über Wilfried

Volksmusik, harter Rock & Balladen

Volksmusikalische Traditionen hat der gebürtige Bad Goiserner genauso in seine Musik integriert wie harten Rock, den er als "Rampensau", so Wilfried im Selbstzitat, leidenschaftlich auf der Bühne auslebte. Und als man glaubte, härter geht’s nicht mehr, kam Wilfried mit einer Ballade daher. "Wenn ich Lust habe, in einer Operetten-Sendung aufzutreten, dann mache ich das - egal ob es Leute für schwachsinnig halten oder nicht -", sagte der Sänger, "weil mich interessiert, wie das ist."

Lust hatte Wilfried 1988 auch auf die Teilnahme am Song Contest, eine Entscheidung, die, wie sich herausstellte, seine Karriere gehörig ins Schlingern brachte. Null Punkte gab es damals in Dublin und die allerbesten Freunde waren plötzlich so schnell weg, wie sie sich zuvor um ihn geschart hatten.

Wieder setzte Wilfried zum Stemmbogen Richtung Veränderung an und spielte Theater: Bei Felix Dvorak in Berndorf und in Maria Enzersdorf unter Elfriede Ott. Die Rückkehr zur Musik ließ aber nicht lange auf sich warten, denn Musik, so der 1950 geborene Oberösterreicher, war einfach seine Wiege.

Zusammenarbeit mit 5/8erl in Ehr'n

Wilfried gründete Mitte der 90er Jahre die A-cappella-Formation 4Xang, das große Projekt der letzten Jahre war aber die Zusammenarbeit mit der nächsten Generation und mit seinem Sohn Hanibal Scheutz, Bassist bei der Wienerlied-Formation 5/8erl in Ehr'n. Gemeinsam mit ihm hat er auch erst im Juni und schon schwer von seiner Krebserkrankung gezeichnet das Album "Gut Lack!" herausgebracht.