Blick auf die Bühne vor der Karlskirche

Simon Brugner

Austropop meets Underground

Popfest am Karlsplatz

Das Festival für heimische Popmusik, kurz das Popfest, geht ab Donnerstag zum achten Mal über die Bühne. Bei freiem Eintritt werden Musikerinnen und Musiker vier Tage lang den Karlspatz und Locations in der Umgebung bespielen.

Morgenjournal, 26.7.2017

Marie-Therese Mürling

Austropop meets Underground

Das Kuratoren-Team wird jedes Jahr ausgewechselt und besteht diesmal aus der Musikerin Ana Threat und dem Ö3-DJ Eberhard Forcher. Ein ungleiches Paar: Sie ist in der Unterground-Szene unterwegs. Er ist seit Jahrzehnten Austropop-Spezialist. Und doch entdeckten beide nach anfänglichen Berührungsängsten schnell musikalische Schnittpunkte. Über die Adventzeit schickten sie sich ihre Wunschlisten und konnten sich so von der Kompetenz des anderen überzeugen.

Das Kuratorenduo Ana Threat und Eberhard Forcher

Das Kuratorenduo Ana Threat und Eberhard Forcher

Yavuz Odabas

Entdeckung neuer Genres

Ein Act, den Forcher unbedingt auf der Seebühne vor der Karlskirche sehen wollte war Bluatschink, die sich selbst als "Heiter-Kritisch-Schnulziges im Lechtaler Dialekt" definieren. Ana Threat war zu seiner Überraschung schnell überzeugt, und auch sie freute sich über Forchers Offenheit. Denn viele der Bands, wie etwa La Sabotage oder die Hip-Hopperinnen Klitclique, kannte der Musiker nicht und doch sah er ihr Potential, so Ana Threat.

Aus dieser speziellen Mischung sei ein Line-Up entstanden, das sich von den bisherigen Popfesten abhebe, sind sich die Kuratoren einig. Der Pop-Begriff wird in diesem Jahr breiter verstanden, schaut in Nischen, die es wert sind beachtet zu werden, um zu zeigen, wie vielfältig die österreichische Musikszene ist und auch international ankommt.

Highlights

Musiker, bei denen bereits das Potential erkannt wurde, sind ebenfalls im Programm vertreten, darunter Salute, der Nino aus Wien, Gustav und die Proloband und das neue Projekt von Mira Lu Kovacs 5K HD, die mit Schmieds Puls bekannt wurde. Ihr sagt Eberhard Forcher eine steile internationale Karriere voraus.

Besonders gefreute haben sich die Kuratoren über die Zusage von Mono und Nikitaman. Noch nie hat das Dancehall und Ragga-Duo am Popfest gespielt und trotz ihres hohen Bekanntheitsgrads nach 15 Jahre Musikgeschäft waren sie für eine humane Gage zu bekommen, erzählt Forcher.

Musik zurück in den Fokus

Bei der Auswahl der Locations haben Eberhard Forcher und Ana Threat besonders Acht gegeben, welche Bands wo spielen. Experimentelle Musik der Künstlerin Umbra etwa wäre auf der Seebühne fehl am Platz. Sie spielt im Club Roxy. Außerdem war es Forcher ein Anliegen, die Musik wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Zu sehr hätte sich das innerstädtische Musikfest zu einem Picknick mit Musikbegleitung entwickelt.

"Popfest muss gratis bleiben"

Die Kritik, dass gratis Musikfestivals der Branche schaden würden, weisen beide zurück. Für Ana Threat habe es außerdem auch politisch Gewicht, dass das Popfest gratis ist. Sie genieße es in einer Stadt zu leben, die sich Kulturförderung leisten kann und möchte und ihre Kulturschaffenden bezahlt. Außerdem sei es in ihren Augen nicht fair, diese Ausgaben auf ein Publikum abzuwälzen, das sich vielleicht ansonsten keinen Konzertbesuch leisten könnte.

Service

Popfest Wien - 27. bis 30. Juli 2017, Karlsplatz