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Kulturjournal spezial
Wofür steht Martin Kusej?
"Ich bin jemand, der Klartext redet" und "es ist an der Zeit, wieder politisch zu werden" - das hat Martin Kusej am 30. Juni gesagt. Damals hat ihn Kulturminister Thomas Drozda als neuen Burgtheater-Direktor ab September 2019 vorgestellt und seiner Freude Ausdruck verliehen, "dass der wichtigste Regisseur des Landes das wichtigste Theater des Landes übernehmen wird". Wer ist nun dieser "wichtigste Regisseur des Landes" und wofür steht der 56-Jährige eigentlich?
22. September 2017, 02:00
"Ich stehe für Veränderung, Irritation und Aufregung - aber auf jeden Fall soll es immer was Neues sein." Martin Kusej
Wichtigste Stationen des Theatermachers
Für Irritation und Aufregung hat Martin Kusej schon immer gesorgt. Ob als junger Off-Theater-Rebell, mehrfach preisgekrönten Theater- und Opernregisseur, erfolgreicher Intendant oder jetzt als designierter Burg-Chef. Begonnen hat die Karriere des 1961 in Wolfsberg geborenen Kusej am Schauspielhaus in Graz. Weitere Stationen waren: Ljubljana, Klagenfurt, Stuttgart und Wien, um nur einige zu nennen. In Salzburg war er zwei Jahre lang Schauspielchef der Festspiele. Und 2008 wurde ihm Matthias Hartmann als Direktor des Wiener Burgtheaters vorgezogen. Kusej beschloss damals, seine Zelte in Österreich abzubrechen und leitet seit 2011 das Bayerische Staatsschauspiel in München.
Kulturjournal, 22.8.2017 - Porträt
Am 1. September 2019 übernimmt Martin Kusej die Leitung des Burgtheaters. Die Burg, wie in Wien verkürzt gesagt wird, ist das Nationaltheater des Landes, die größte deutschsprachige Bühne und nach wie vor eine Institution. Nach der Pressekonferenz am 30. Juni hat der designierte Direktor so gut wie keine Interviews gegeben, obwohl natürlich viele Themen von Interesse sind.
"Es darf nicht langweilig und dilettantisch sein." Martin Kusej
Wofür soll das Burgtheater unter seiner Leitung stehen? Was interessiert ihn an der künftigen Aufgabe? Und welche Änderungen wird es geben? Das sind Fragen, die Ö1 bei einem Interview in München Martin Kusej gestellt hat. Einige Passagen daraus waren heute schon im "Morgenjournal" schon zu hören und haben teilweise für Aufregung gesorgt.
Kulturjournal, 22.8.2017 - Interview
Auszüge aus dem Gespräch
Was wäre für Sie das Burgtheater? "Ein weltoffenes Theater. (…) Mich fasziniert das Haus. Es ist durch eine spezielle Zeit in meiner Karriere - zehn Jahre Klaus Bachler - extrem geprägt. Ich habe mich da wahnsinnig wohlgefühlt. Aus dem heraus kenne ich das Haus, das Ensemble. Ich weiß ein bisschen, wie das funktioniert - das sind die Grundvoraussetzungen. Dann komme ich dahin und will versuchen, was Neues dazu zu erfinden, oder das Burgtheater aus dieser Tradition heraus in eine Zukunft führen. Das reizt mich an dieser Idee.
Ich denke darüber nach, wie man in 20, 30, 40 Jahren in der Lage sein wird, ein so großes Institut noch zu finanzieren; wie es dann so spannend ist, dass man jeden Abend 1.500 Leute in dieses Haus bekommt?"
Dialog mit den Nachbarn
"Ich weiß, dass Wien die Hauptstadt eines kleinen Österreich ist, das früher sehr groß war. Mich hätte immer interessiert: die diplomatisch-außenpolitische Dimension von Wien und dieses kleine Österreich, das eigentlich eine Tradition haben sollte im Dialog mit den ganzen Ländern, die rund um uns herum sind."
Neu aufgestelltes Ensemble
"Der eindeutige Impetus des Ministers bei meiner Bestellung war, dass er eine deutlich wirksame Erneuerung des Burgtheaters wünscht. Ich glaube, das ist auch nötig. Das heißt ja nicht, dass das was war, schlecht ist, sondern dass man immer wieder neue Schritte setzen muss. Und dazu gehört auch, dass man neue Schauspieler nach Wien holt."