Ein neues akustisches Design
Welche - nicht nur an Ö1 Standards gemessene - Revolution die Einführung des akustischen Designs 1994 bedeutete, kann Richard Goll, vielfach preisgekrönter Feature-Journalist und ehemals stellvertretender Programmchef von Ö1, wohl am besten einschätzen, war er doch Projektmanager und Werner Pirchners Ansprechpartner. Hier einige Erinnerungs-Splitter aus seiner Feder:
20. September 2017, 05:00
… Wir reden viel über den Umfang der Aufgabe und wie wir das auch organisatorisch in den Griff bekommen wollen. Hauptziel muss sein, dass wir auch nach dieser Arbeit Freunde sind und bleiben …
... Die Arbeit endete ja nicht mit dem 19. 9. 1994, dem ersten Tag des neuen Designs. Bei jeder Programmänderung, jeder neuen Sendereihe, jeder neuen Rubrik musste auch eine neue Signation produziert werden. Neben unvermindert freundschaftlichen waren damit auch berufliche Kontakte weiterhin garantiert. Und dann der unverschuldete Verkehrsunfall, bei dem Werner und seine Frau schwer verletzt wurden, die langwierige Wiederherstellung, die Krebsdiagnose und im August 2001 der Tod …
… Zurück ins Jahr 1994: Stundenlang quälen wir Annemarie Ortner, Konzertmeisterin des RSO, im großen Sendesaal mit den drei Tönen. Es geht quer durch alle Tonhöhen, Stricharten, Lautstärken, mit Violine und Viola, alleine im großen Sendesaal. "Zuviel Raum!" Also das Mikro näher, dann ganz nahe, trocken, präsent. Doch bei Werner zuhause in Tirol ist die Saalakustik noch immer zu stark. Er bittet die Konzertmeisterin zu sich, geht mit ihr ins Tonstudio; im beinahe schalltoten Raum nach weiteren Stunden dann das erwünschte Resultat: die drei Töne für die Senderkennung, gespielt auf der Viola …
... Zur Aufnahme für "Im Künstlerzimmer" kommt eine weitere fulminante Konzertmeisterin, die gerade frisch verpflichtete Maighréad McCrann. Sie sitzt auch heute bei den Aufnahmen mit Christian Muthspiel am ersten Pult. Eine schöne Klammer ...
… Schuberts Tanz vor den Journalen - ein in Stein gemeißeltes Fixum; geradezu ein Bildersturm schien es, gegen dieses Monument anzugehen …
… Nichts beginnt einfach so, immer war schon etwas davor, im speziellen Fall etwa die wunderbaren Signations von unserem Freund Bert Breit, Tiroler Komponist wie Pirchner und Feature-Autor wie Goll … So gab es naturgemäß schon im Vorfeld eine gewisse Spannung und Nervosität; doch im Februar 2001 (Pirchners Signations waren bereits über sechs Jahre on air …) kam jener Brief:
Lieber Werner
In aller Kürze: ich höre jetzt viel Radio und ich muß sagen, Deine Signations sind außergewöhnlich und hervorragend!
Herzliche Grüße, Bert.
Richard Goll, Mai 2017