Alexandra Mantler steigt in den kleinen Flieger

HELMUT FOHRINGER

Praxis

Fliegen für Gott - die Missionsfluglinie MAF

Ein kleiner Inlandsflughafen in Kenias Hauptstadt Nairobi. Das fängt ja schon mal gut an: Alle mitfliegenden Passagiere werden einzeln gewogen. Die kleine Cessna, in die wir gleich steigen werden, darf nicht zu schwer werden, wenn wir abheben in Richtung Masarbit.

Das ist eine entlegene Nomaden-Region im Norden Kenias, wo die Menschen besonders heftig von der aktuellen Dürrekatastrophe betroffen sind.

Zurück werden wir dann mehr als zehn Stunden mit dem Auto unterwegs sein, aber jetzt muss es erstmal schnell gehen, also nimmt die kleine Gruppe aus österreichischen Journalisten und Journalistinnen, die eine Delegation der österreichischen Caritas begleitet, den Luftweg, sprich: eine Maschine der Missionsfluglinie MAF. Kurz noch gewartet im Büro der Fluglinie, Bibelsprüche an den Wänden und dann hinaus durch eine simple Glastür, über der "Boarding Gate" steht.

ALEXANDRA MANTLER

Unser Pilot Eivind Lindtjorn, ein gebürtiger Norweger, erwartet uns schon am Flugfeld neben der Cessna Caravan: blonder Dreitagesbart, blaues Pilotenhemd, dunkle Sonnenbrille - und wie wir in Folge feststellen werden - nicht rasend gesprächig. Dennoch: Jetzt begrüßt er uns erstmal.
"Speibsackerl", Notausstiege, Überlebensausrüstung - Ja eh. Und dann spricht Pilot Eivind auch noch ein Gebet - wie vor jedem Flug.

ALEXANDRA MANTLER

Und dann geht es los: Wir heben ab Richtung Norden

Gegründet wurde die MAF bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Stuart King, einer der Gründer, hat einmal gemeint: "Flugzeuge haben während des Zweiten Weltkrieges so viel Tod und Zerstörung gebracht. Sie müssten in Zeiten des Friedens verwendet werden, um Leben zu retten und Hoffnung zu bringen!" Diese Idee hatten damals mehrere junge Piloten gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, inspiriert durch ihren christlichen Glauben. Erstaunlicherweise kannten sich diese Piloten gegenseitig gar nicht, sondern hatten einfach unabhängig voneinander die gleiche Idee - in Großbritannien, den USA, Australien und Südafrika.

Von Beginn an hatte die MAF auch Pilotinnen. Das erste Flugzeug des amerikanischen Zweiges der MAF, eine rote, doppeldeckige "Waco", wurde 1946 gekauft und von Elisabeth ‚Betty‘ Greene geflogen. Mit dem ersten offiziellen, amerikanischen MAF-Flug bringt sie zwei Wycliffe-Bibelübersetzer von Los Angeles nach Mexiko.

ALEXANDRA MANTLER

MAF-Pilotinnen und -Piloten fassen ihre Arbeit als Mission auf, erklärt Steve Machell, der die MAF-Niederlassung in Kenia leitet: "Wir sind komplett interkonfessionell: Menschen, die an den dreieinen Gott glauben. Und wie Jesus selbst, diskriminieren wir niemanden aufgrund seiner Religion. Wenn irgendjemand humanitäre Hilfe braucht, dann helfen wir, ganz egal welchen Gott oder welche Götter der- oder diejenige anbetet. Aber natürlich teilen wir auch gerne unseren Glauben mit anderen."

Für die MAF zu fliegen birgt jede Menge Herausforderungen. Manchmal steht plötzlich ein Zebra auf der Landebahn oder ein Löwe. "Oder", so erzählt Steve Machell, "wir kommen nach einiger Zeit wieder zu einer Landebahn und plötzlich ist die viel kürzer, weil in der Zwischenzeit jemand an ihrem Ende ein Feld angelegt hat."