Hermann Glettler

APA/EXPA/JAKOB GRUBER

Lebenskunst

Die Kunst zu dienen

Am Samstag wurde der 52-jährige, frühere "Künstlerpfarrer" von Graz, Hermann Glettler, zum Innsbrucker Diözesanbischof geweiht. Glettler gilt als bunter, eher reformorientierter Kirchenmann, der sich für sozial Benachteiligte und Flüchtlinge engagiert.

Er dürfte ein Bischof nach dem Geschmack von Papst Franziskus sein. Glettler wolle die Kirche vor allem auch für Menschen öffnen, die mit ihr "nichts am Hut haben", meinte er etwa vor seinem Amtsantritt als Bischofsvikar der Diözese Graz-Seckau in einem Interview. Auch den interreligiösen Dialog möchte er verstärken.

Kunsthistoriker und Künstler

Bemerkenswert ist Glettlers Faible für die (zeitgenössische) Kunst: Er ist sowohl Kunsthistoriker als auch selbst leidenschaftlicher Künstler. In Graz lief vor kurzem eine Ausstellung mit seinen eigenen Werken unter dem Titel "Glettler privat" - in augenzwinkernder Anlehnung an Josef Haders gleichnamiges Kabarettprogramm.

Hermann Glettler bei der Ausstellung

LKH GSW 2017

Ausstellungseröffnung

In der Ausstellung zeigt er Arbeiten aus der eigenen Kunstproduktion, aber auch Versatzstücke aus seiner ehemaligen Wohnungseinrichtung in der Grazer Pfarre St. Andrä. "Die visuellen Dokumente und Leerstellen schaffen eine fiktive Privatheit, die als Projektionsfläche unterschiedlichste Sehnsuchtsbilder erzeugt", sagte der Steirer den "Salzburger Nachrichten". Seine Kunst-Affinität lebte Glettler auch in seiner früheren Kirche St. Andrä in Graz aus. Das aus der Barockzeit stammende Gotteshaus ließ er von zahlreichen zeitgenössischen Künstlern umfassend - von der unkonventionellen Fassadenbemalung bis zu den Glasfenstern - umgestalten.

Bischof mit gewissem Migrationshintergrund

14 Jahre lang leitete Hermann Glettler die Pfarre St. Andrä im Grazer Multikulti-Bezirk Gries, engagierte sich für die Migranten- und Armenseelsorge in einem "Auffangbezirk für die Angeschwemmten, in Graz Gestrandeten", wie ihn Glettler in der Missio-Zeitschrift "alle welt" einmal beschrieb.

Seine Pfarre beheimatete auch eine englischsprachige afrikanische Community und eine spanischsprachige Gemeinschaft bestehend vor allem aus Mitgliedern, die aus der Dominikanischen Republik stammen. Bei seiner Antritts-Pressekonferenz als neuer Innsbrucker Diözesanbischof bezeichnete sich der Steirer selbst als "Bischof mit gewissem Migrationshintergrund". In den letzten Tagen und Wochen vor der Weihe gestern habe er bereits "Tirol gelernt", wie die Diözese mitgeteilt hat.

Seit 1991 Priester

Der neue Innsbrucker Diözesanbischof wurde 1965 in Übelbach (Bezirk Graz-Umgebung) geboren. Nach der Matura am Bischöflichen Seminar und Gymnasium studierte er Theologie und Kunstgeschichte in Graz, Tübingen und München. Seit 1987 ist er Mitglied der Gemeinschaft Emmanuel.

1991 wurde Glettler zum Priester für die Diözese Graz-Seckau geweiht. Nach Kaplansjahren in Judenburg-St. Nikolaus und Wagna verbrachte er 1998/99 ein Fortbildungsjahr in St. Nicolas des Champs in Paris. Von 1999 bis 2016 war er Pfarrer im Pfarrverband Graz St. Andrä-Karlau. Im September 2016 wurde er zum Bischofsvikar für Caritas und Evangelisation in der Diözese Graz-Seckau bestellt.

APA/KAP/red