William Saroyan

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Radiogeschichten

"Wo ich herkomme, sind die Leute freundlich"

Die kleinen Überlebenskünstler der "Great Depression" in einer Shortstory von William Saroyan.

William Saroyans Geschichten spielen kurz vor und während der Weltwirtschaftskrise - vorwiegend in Fresno und San Francisco. Erzählt werden sie vom Armenier Aram, einem Schriftsteller, der als jugendlicher Held auch immer wieder in ihnen auftaucht. Die Protagonisten sind die kleinen Leute Kaliforniens mit ihren Philosophien, Marotten und Überlebensstrategien.

Wie jene drei Männer im Kentucky-Pool-Room-Wettbüro, die mangels Barschaft auf keine Pferde setzen können, aber über ihre theoretischen Wetten genau Buch führen. Wobei Mr. Lewin, genannt "das Fass", als trister Realist Informationen über Besitzer, Nahrung und Wetterverhältnisse sammelt, während der junge Willie als Mystiker daran glaubt, dass die Stute "Miss Universe" aufgrund ihres Namens gewinnen wird. Eine unfehlbare Methode hat San Jose Red, der Philosoph unter den Zockern. Um mit ihm triumphierend herumwedeln zu können, schreibt er den Namen des Sieger-Pferdes auf einen Zettel - nachdem das Rennen gelaufen ist.

Geschmeidigkeit, Witz und Ausdauer

Geschmeidigkeit, Witz und Ausdauer sind die Eigenschaften, die Saroyans Figuren gemeinsam haben. Wie die beiden katholischen Buben, die von einer alten Presbyterianerin beim Fluchen erwischt und zum Kirchenliedersingen gezwungen werden, mit ihr ins Geschäft kommen und seitdem den presbyterianischen Chor bereichern. Oder der hochgewachsene mexikanische Ex-Soldat Juan, der mit Großfamilie und einer Menge unnützer Hunde in einem Weingarten anheuern will, was ihm trotz der anfänglichen Einwände des Besitzers auch gelingt, nachdem er seine Flinte und seinen guten Willen gezeigt hat.

Als Vermittler zwischen den beiden Männern fungiert übrigens wieder der junge Aram. Dieser taucht auch in der Geschichte um einen Mann namens "Lokomotive 38" auf. Der durch Öl auf seinem Land zu Geld gekommene Ojibwa-Indianer kommt auf einem Esel in die Stadt und kauft, nachdem dieser von einer Straßenbahn getötet wird, ein Auto. Als Chauffeur engagiert den 14-jährigen Erzähler. Das Fahren lernt dieser "by doing".

Geld, das nicht glücklich macht

Armut und die mit ihr verbundene Jagd nach dem Geld prägen die Existenzen. Doch auch jenen, die zu Geld gelangen, bringt das nicht immer Glück. Wie Nathan Katz, dem "schnellsten Telegrafisten der Welt", der ins Transportwesen wechselt, reich wird und sich zu Tode frisst. Oder wie jenem Glückspieler, der nach einem größeren Gewinn einer unglücklich wirkenden alten Lady 50 Dollar in die Handtasche zu stecken versucht und prompt als Taschendieb verhaftet wird.

Ein sympathisch unbedarftes Verhältnis zu Geld hat der Held der Titelgeschichte, die in den "Radiogeschichten" zu hören sein wird. Der 18-Jährige arbeitet in einer Friedhofsfirma und muss feststellen, dass er die gute Mrs. Gipley ersetzen soll, die er über ihrem Entlassungsschreiben weinend vorfindet. Er kündigt und Mrs. Gipley behält ihren Job. Das ausbezahlte Geld hinterlegt er für eine Probefahrt mit einer Harley Davidson, die er allerdings von San Francisco bis nach Monterey ausdehnt …

Der bei dtv erschienene Band "Wo ich herkomme, sind die Leute freundlich" umfasst 16 Kurzgeschichten, die zwischen 1934 und 1942 entstanden sind. Die Titelgeschichte daraus liest Burgschauspieler Philipp Hauß.

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