Szenenfoto "La Fille du régiment"

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN

Donizetti

"Regimentstochter" live aus der Staatsoper

Im Grunde war die erste auf ein französisches Libretto geschriebene Oper von Gaetano Donizetti einem Zufall geschuldet.

Nach privaten Schicksalsschlägen (der Tod von Ehefrau und Sohn) und beruflichen Enttäuschungen (die Leitung des Konservatoriums von Neapel war nicht ihm, sondern Saverio Mercadante übertragen worden), hatte er Neapel, der Stadt einstiger Erfolge, den Rücken gekehrt und das Angebot angenommen, für die Grand Opéra von Paris zwei Werke zu schreiben.

Das erste davon sollte eine Umarbeitung der früheren "Oper Poliuto" sein, doch die Fertigstellung des Werkes verzögerte sich - auch die Uraufführung. Kurzentschlossen griff Donizetti die Gelegenheit auf, für die Pariser Opéra-Comique ein neues Werk zu schreiben. Und diese eigentlich nur eingeschobene Arbeit sollte ihm einen bis heute anhaltenden Welterfolg bescheiden: die Opéra comique "La fille du régiment".

Nur das Publikum war begeistert

Dabei waren die Kritiken nach der Uraufführung im Februar 1840 keineswegs schmeichelhaft für den Komponisten, das Publikum hingegen war begeistert von dem neuen Werk - und eine Arien-Cabaletta mit dem Text "Salut à la France" wurde sogar zu einem patriotischen Lied der Französinnen und Franzosen. Nicht zuletzt deshalb hat man an vielen französischen Bühnen "La fille du régiment" über Jahre hinweg am 14. Juli zum Nationalfeiertag zur Feier des Sturms auf die Bastille angesetzt.

Die Handlung des Werkes um die junge Marie, die als Findelkind von den Soldaten eines Regiments aufgezogen wurde, die dann aber erfahren muss, dass sie von adeliger Herkunft ist, woran fast ihre Liebesbeziehung zum einfachen, dann zum Soldaten werdenden Bauern Tonio scheitert, ist relativ einfach gestrickt.

Schwere Partien locken

Die keineswegs leichten Gesangspartien des Werkes (für den Tenor hat Donizetti eine Arie mit acht hohen Cs komponiert) haben aber von jeher die großen Opernstars des Belcanto gelockt, sich neben ihren tragischen Donizetti-Rollen in dieser Oper auch einmal von ihrer komischen Seite zeigen zu können. Und so reicht die Reihe der legendären Interpretinnen der "Regimentstochter" von Luisa Tetrazzini und Jenny Lind über Lily Pons, Mirella Freni, Anna Moffo, Beverly Sills und Joan Sutherland bis hin zu Edita Gruberová und Natalie Dessay. Letztgenannte war die umjubelte Marie in der Wiener-Staatsopern-Premiere der originellen Laurent-Pelly-Produktion im Jahr 2007.

Sabine Devieilhe als Marie

Eigentlich war damals nur eine einmalige Spielserie geplant, doch glücklicherweise hat man die beliebte Inszenierung später wieder aufgenommen. Auch in dieser Saison steht sie auf dem Spielplan, jetzt mit der jungen französischen Sopranistin Sabine Devieilhe, die gerade mit ersten Solorecitals und viel beachteten Opern- und Konzertauftritten an der Schwelle zu einer großen internationalen Karriere steht.