HK Gruber

APA/ROBERT JÄGER

Das RSO Wien gratuliert

HK Gruber zum 75. Geburtstag

Am liebsten spricht Heinz Karl Gruber von Erlebnissen, über die er am besten lacht, weil zuletzt. Zum Beispiel: Wie er in den 1980er Jahren zum damaligen Betriebsdirektor des Wiener Konzerthauses gegangen sei. Dieser, von der Ausbildung her Komponist, nahm auch die Aufgabe eines Dramaturgen wahr, begutachtete eine Partitur Grubers und verkündete dem verblüfften Komponisten, die Zukunft der Musik liege in der Zwölftontechnik. Also sei er mit seiner Musik fehl am Platze.

Morgenjournal | 12 01 2018

Am Rande der Proben hatte Ö1 Gelegenheit mit dem Jubilar zu sprechen.

Sebastian Fleischer

Dirigent, Komponist und Chansonnier

Im Jänner 2018 feiert HK Gruber seinen 75. Geburtstag, und das Gelächter über die Anekdote hallt noch immer nach. Dem damaligen Schiedsspruch zum Trotz wollen die internationalen Angebote an den Dirigenten und Komponisten nicht abreißen. Sein "Frankenstein!!" (1976/77) ging 1.000 Mal um die Welt, mit "Gloria von Jaxtberg" (1992-94) gelang ihm eine der hin- und mitreißendsten Kammeropern überhaupt.

Seine Oper "Geschichten aus dem Wiener Wald" (2011-14), uraufgeführt bei den Bregenzer Festspielen 2014, wurde umgehend an den Opernhäusern in Wien und Berlin nachgespielt, und als Chansonnier, für den fast alle österreichischen Komponisten von Rang komponiert haben, steht er gänzlich außer Konkurrenz, seine Aufnahmen von Kurt Weill und Hanns Eisler - allen voran die Einspielung der "Dreigroschenoper" (1999) mit Sängern wie Max Raabe und Nina Hagen - haben Maßstäbe gesetzt.

"Komponieren mit der linken Hand"

Der Komponist Gruber fühlt sich zwischen den Stühlen hörbar wohl. Seine Musik klingt zu schräg, um von den Traditionalisten goutiert zu werden, und zu freundlich, um die Avantgarde zu überzeugen. Dabei propagiert er ein "Komponieren mit der linken Hand". Im Interview mit dem Konzerthaus-Dramaturgen der 1990er Jahre erläuterte Gruber: "Nicht, dass in der rechten Hand keine Sinnlichkeit wäre, aber in der rechten Hand liegt mehr die Begabung für die Struktur, fürs Konstruktive, für das Nachweisbare und fürs Analytische. Die linke Hand besitzt davon auch einiges, aber ohne lang darüber nachzudenken." Im angelsächsischen Raum fällt derlei auf fruchtbaren Boden. Hier hat ihn der Musikverlag Boosey & Hawkes aufgebaut. Und hier etikettierte man ihn mit dem Kürzel HK.

Geburtstagskonzert mit dem RSO Wien

Im ORF Radio-Symphonieorchester Wien spielte Gruber in den Jahren 1969 bis 1995 Kontrabass, und der Klang der Kolleginnen und Kollegen hallte ihm im Ohr, wenn er seine Orchesterkompositionen aufs Papier brachte. Zum 75. Geburtstag beschenken ihn Konzerthaus und RSO mit einer Carte blanche für ein Konzert mit seinem ehemaligen Orchester. Das Geburtstagsprogramm vereint das Gestern, Heute und Morgen.

Der Komponist verneigt sich vor seinem Lehrer Gottfried von Einem, indem er dessen furioses "Capriccio" op. 2 ins Programm nimmt, gefolgt von zwei Weggefährten, mit denen gemeinsam er das Ensemble die reihe prägte: Kurt Schwertsik, auch er ein Rebell wider den Purismus der Avantgarde, und Friedrich Cerha, eine Vaterfigur nicht nur für Gruber. Als Vertreter der nachfolgenden Komponistengeneration wurde Bernd Richard Deutsch erwählt, dessen Musik Gruber seit Langem schätzt. Schließlich darf, so viel Unbescheidenheit gehört bei einem Geburtstagskonzert dazu, auch ein eigenes Werk nicht fehlen: das fantastische Trompetenkonzert "Aerial" mit dem schwedischen Musiker Hakan Hardenberger, für den es 1998/99 geschrieben worden ist.

Das RSO Wien gratuliert HK Gruber, der die österreichische Musikszene um so viele Farben bereichert hat. Das von ihm selbst dirigierte Geburtstagskonzert lässt sich kaum mit links spielen, aber liebevoll.

Text: Christoph Becher, Intendant des RSO Wien

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